Leitphilosophie TPE ist mehr als nur ein Akt der sexuellen Unterwerfung. Es ist eine intensive Beziehungsform, geprägt von Vertrauen, Kommunikation und Einvernehmen. Der dominante Partner übernimmt die volle Verantwortung für alle Aspekte des Lebens des unterwürfigen Partners. Bist du bereit, deine Grenzen zu überschreiten und dich vollständig dem Willen deines dominanten Partners zu unterwerfen? Tauche ein in die Welt des Total Power Exchange und erlebe die absolute Unterwerfung.
Bist du bereit für die absolute Unterwerfung?!
Im BDSM, einer Abkürzung für Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism, gibt es eine Vielzahl von Praktiken, Leitphilosophien und Beziehungsformen. Eine davon ist Total Power Exchange, auch bekannt als TPE. TPE bezeichnet eine Form von Machttransfer und wird oft im Rahmen von D/s (Dominanz und Unterwerfung) oder M/s (Master und Serf) Beziehungen praktiziert. In diesem Text erfährst du, was es darüber zu wissen gilt.
Was bedeutet Leitphilosophie TPE, im Kontext von BDSM?
“Total Power Exchange” (TPE) steht für den vollständigen Machttausch in der BDSM-Szene. Wobei sich ein Sub voll und ganz dem dominanten Partner unterordnet. TPE meint eine vollumfängliche Unterwerfung, bei der der Dom den Sub als wertvollen Besitz ansieht und im Gegenzug für seine Sicherheit und Fürsorge sorgt. Während “Power” im Englischen auch Einfluss durch Finanzen oder Status umfasst, sind in einer TPE-Beziehung solche Faktoren in der Regel dem Dominanten untergeordnet. Das Feudalmodell passt hier gut zur Beschreibung der gegenseitigen Verpflichtung von Hingabe und Verantwortung. Im Unterschied zu anderen BDSM-Formen, wo außerhalb von Spielszenarien Gleichberechtigung gilt, herrscht in TPE-Beziehungen stets eine bewusste Asymmetrie der Macht. Die jederzeit und oft rund um die Uhr (24/7) Bestand hat.
In der deutschen BDSM-Szene wird oft der Begriff “24/7” als Synonym für TPE verwendet. Obwohl er eigentlich die kontinuierliche Dauer und nicht die Art der Machtverschiebung beschreibt. Dadurch entsteht ein Unterschied in der Definition (im englischen Sprachgebrauch auch als “real life SM” bezeichnet). International wird auch der Begriff “Absolute Power Exchange” (APE), was “absoluter Machtaustausch” bedeutet, als Synonym für TPE verwendet.
Es ist wichtig anzumerken, dass die genaue Ausgestaltung einer TPE-Beziehung von den individuellen Vereinbarungen und Grenzen der Partner abhängt. TPE-Beziehungen erfordern ein hohes Maß an Vertrauen, Kommunikation und gegenseitigem Einverständnis zwischen den Partnern.
Es ist wichtig – wie bei allem im BDSM – anzumerken, dass BDSM-Praktiken und -Beziehungen auf Freiwilligkeit, Einvernehmlichkeit und dem Respekt vor den individuellen Grenzen basieren sollten. Bevor man sich also auf eine TPE-Beziehung einlässt, ist es unerlässlich, ausführlich über Erwartungen, Grenzen, Sicherheit und Kommunikation zu sprechen, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten einverstanden sind und sich wohl dabei fühlen.
Aspekte einer TPE-Beziehung
Hier sind ein paar der möglichen Aspekte, auf die sich dann die TPE-Beziehung und die Dynamiken auswirken kann:
- Finanzen und Ressourcen: Dem dominanten Partner kommt die Kontrolle über die finanziellen Angelegenheiten des submissiven Partners zu. Dies kann bedeuten, dass der submissive Partner sein Einkommen abgibt oder dem dominanten Partner die Verantwortung für Budgetierung und Ausgaben überträgt.
- Macht und Autorität: In einer TPE-Beziehung übernimmt der dominante Partner die absolute Macht und Autorität über den submissiven Partner. Der dominante Partner kann Entscheidungen treffen, Regeln festlegen und Anweisungen geben, die der submissive Partner befolgen muss.
- Sexualität und Intimität: Auch die sexuelle Ebene wird in einer solchen Beziehung von der dominanten Person kontrolliert. Der dominante Partner kann über Art, Häufigkeit und Intensität sexueller Aktivitäten entscheiden. Dies kann beispielsweise Fesselungen, Rollenspiele oder andere BDSM-Praktiken beinhalten.
- Erziehung und Disziplin: Der dominante Partner kann die Rolle eines Erziehers einnehmen. Er kann den submissiven Partner leiten, ermutigen und disziplinieren, um gewünschte Verhaltensweisen zu fördern oder unerwünschte Verhaltensweisen zu korrigieren.
- Alltagsentscheidungen: In einer TPE-Beziehung können alltägliche Entscheidungen wie Kleidung, Ernährung, Zeitpläne und soziale Aktivitäten vom dominanten Partner getroffen werden. Der submissive Partner überlässt dem dominanten Partner die Kontrolle und akzeptiert seine Entscheidungen.
- Regeln und Protokolle: Klare Regeln und Protokolle können die Beziehung prägen. Diese können verschiedene Bereiche des Lebens abdecken, wie z.B. Kleidungsvorschriften, Verhaltensweisen in der Öffentlichkeit oder Kommunikationsmethoden.
- Dienstbarkeit: Der submissive Partner in einer TPE-Beziehung kann sich dem dominanten Partner dienend widmen. Dies kann Aufgaben im Haushalt, die Erfüllung sexueller Wünsche oder die Erfüllung anderer Bedürfnisse des dominanten Partners beinhalten.
Nicht nur beim Sex
Um Leitphilosophie TPE mit dem Partner zu praktizieren, ist es von Bedeutung, auch auf einer asexuelle (nicht-sexuellen) Ebene gut miteinander auszukommen. Es ist wichtig, dass man auch mal Spaß haben und sich wie einfache Freunde verhalten kann. Denn viele Menschen stellen sich TPE vielleicht so vor, dass der Sub den Dom niemals mit dem Namen ansprechen darf. Allerdings ist das nicht zwingend der Fall und es ist sogar eher die Ausnahme.
In der Öffentlichkeit kann der Sub den Dom mit dem normalen Namen ansprechen und selbst wenn man alleine ist, muss nicht immer “Herr” oder ähnliche Anreden fallen. Ebenso darf der Sub auch z.B. Witze über den Dom machen, wie man es unter Freunden auch tun würde. Denn wenn es außerhalb des Sexuellen keine gemeinsamen Interessen gibt, kann die Dom-Sub Beziehung schnell langweilig werden. Dadurch kann die Beziehung scheitern, denn auch BDSM verhindert nicht das Scheitern, wenn die Verbindung auf anderen Ebenen fehlt.
Im Grunde genommen ähnelt dies den Vanilla-Beziehungen: Wenn man auf zwischenmenschlicher Ebene nicht mit dem Partner auf einer Wellenlänge liegt, wird die Beziehung nicht lange Bestand haben. Der Unterschied besteht darin, dass Verletzungen im BDSM und TPE nicht unterschätzt werden dürfen.
Herausforderungen und Kritik am TPE
Nur wenigen Menschen gelingt es, eine gewisse Rolle in einer bestimmten Dynamik dauerhaft auszuleben, deshalb wird bei TPE oft Wert daraufgelegt, dass die Rolle im Bewusstsein präsent ist und jederzeit aktiviert werden kann. Da der Begriff “Total Power Exchange” keine eindeutige Definition darstellt, sondern ein Ziel vorgibt, kann die Ausgestaltung individuell sehr unterschiedlich sein. Manchmal werden symbolische Handlungen wie das Abschließen eines Serfvertrags oder sichtbare Zeichen wie Piercings, Tätowierungen oder Brandings verwendet, um die Verbindlichkeit dieser Beziehungsform zu verdeutlichen. Es gibt jedoch keine allgemein bekannten Codes mit definierten Bedeutungen für TPE.
In einigen Teilen der BDSM-Szene wird kontrovers darüber diskutiert, ob TPE spezifische Probleme mit sich bringt. Kritiker argumentieren, dass eine vollständige und umfassende Unterwerfung letztendlich gegen das Prinzip der Einvernehmlichkeit und grundlegende Menschenrechte verstoße. Eine starre Definition von Beziehungen würde zwangsläufig an der Tatsache scheitern, dass Menschen sich verändern, und es bestehe die Gefahr, dass Unmündigkeit und Abhängigkeit beim Sub hervorgerufen werden.
Dem wird entgegnet, dass eine TPE-Beziehung immer vom fortlaufenden informierten Einverständnis des Bottoms abhängt und der Begriff “total” nur innerhalb dieser Grenzen anwendbar ist (im Gegensatz zu CIS* oder Missbrauchsbeziehungen). Verantwortungsvolle Tops setzen sich das Ziel, die Selbstständigkeit der Bottoms zu bewahren, und gehen auf Kritik ein, auch wenn sie als Bitte geäußert wird.
Vorurteile unter BDSM-Praktizierenden werden durch TPE immer wieder befeuert. Einerseits wird behauptet, dass TPE eine “authentischere” Form von BDSM sei als Beziehungen, in denen BDSM-Interaktionen auf Spiele beschränkt bleiben. Andererseits gibt es den Glauben, dass Partner in einer TPE-Beziehung grundsätzlich unfähig sind, “normale” Beziehungen zu führen.
Worin sich viele jedoch einig sind, ist, dass TPE eine “besondere” Form von Beziehung darstellt, die sowohl die Dynamik der Beziehung als auch die Persönlichkeiten der Beteiligten verändert.
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