Das glänzende Zentrum einer BDSM-Session sind oft die augenfälligen Instrumente der Begierde – Peitschen, Fesseln, Leder und Latex. Aber nur einen Steinwurf entfernt liegt eine unscheinbare, oft übersehene Komponente, die das ganze Spiel zusammenhält und auf ein höheres Level bringt. Es ist Zeit, das Rampenlicht auf diese zu richten: Die stille, liebevolle Kunst des Aftercare.
Das „A“(hhh) und „O“(hhh) zur Aftercare
Denkst du jetzt an warme Decken und beruhigende Gespräche? Das ist richtig, aber das ist nicht alles. Es gibt so viele andere Möglichkeiten, wie du deinem Partner nach einer intensiven Session Erholung und Trost spenden kannst. Vor allem, wenn es das erste Mal ist, gehe lieber sanft und behutsam vor. Aftercare ist wie ein empfindliches Juwel, es erfordert einen sanften und liebevollen Umgang.
Es ist wie ein köstliches, heilendes Dessert nach dem Hauptgang einer Session. Es ist die süße Zeit, in der sich die Spielenden gegenseitig auffangen, als ob sie sanfte Fallschirme füreinander wären, die sie sicher auf den Boden der Realität zurückbringen. Deine sanfte Stimme darf den ersten Schritt machen und liebevoll nach dem Befinden deines Partners fragen. Atmet er langsamer und sieht entspannt aus? Dann nimm seine Hand, streiche sanft darüber und spende ihm die nötige Beruhigung. Sprecht über eure Reise, reflektieren die Höhen und Tiefen und tauschen liebevolle Berührungen aus – alles, um dem Nervensystem zuzuraunen: “Alles ist gut, du bist sicher.”
Die Kombination aus physischer Nähe und emotionaler Verbindung ist besonders anregend. Es ist ein zauberhafter Tanz der Intimität, der sich nicht nur auf den direkten Augenblick nach der Session beschränkt. Nein, dieser Tanz kann Tage, ja sogar Wochen danach weitergehen, wann immer einer der Tanzpartner das Bedürfnis nach mehr fühlt. In der Welt des Aftercare gibt es keinen Raum für Scham – nur ehrliche, rohe Emotionen und tiefste Verbundenheit. Es geht darum, sich ohne Vorbehalte auf das zu konzentrieren, was nach dem Spiel gefühlt wird, es zu akzeptieren und zu umarmen.
Was es zu beachten gilt:
Die Kunst des Aftercare, Liebes, ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Jeder hat seine eigenen Vorlieben, Wünsche und Bedürfnisse. Es ist wie bei einer maßgeschneiderten Jacke – sie sollte immer vor dem Spiel diskutiert und auf die passende Größe abgestimmt werden, besonders wenn du mit einem neuen Partner spielst und ihr euch noch nicht so gut kennt. Manche Menschen ziehen nach dem Spiel die Einsamkeit vor, sie schätzen den Abstand, während andere die wärmende Nähe und die sanften Berührungen suchen.
Die Fürsorge in der Nachsorge endet nicht, wenn das Spiel vorbei ist. Wenn dein Sub verletzt ist, ist es wichtig, sich um die Heilung und Erholung zu kümmern, selbst wenn die Wunden erst später sichtbar werden. Gleiches gilt für den gefürchteten “Drop”, der manchmal erst verzögert eintritt. Die liebevolle Pflege sollte niemals von Leistung oder Verhalten abhängen. Es geht hier nicht um ein Urteil oder eine Bewertung, sondern um grundlegende Menschlichkeit und Respekt. Aftercare zu verweigern als eine Art Strafe oder Druckmittel ist ein absolutes No-Go. Das kann schwerwiegende emotionale Folgen haben und ist definitiv nicht Teil des Spiels.
Und denk dran, Aftercare ist nicht nur für Subs. Auch Doms haben Bedürfnisse und können einen “Drop” erleiden. Vielleicht fühlen sie Scham oder Schuldgefühle, weil sie gesellschaftliche Tabus überschritten haben. Jeder braucht nach dem Spiel Liebe, Fürsorge und Verständnis.
Wie kann man Aftercare geben?
Für viele ist die nicht-sexuelle, liebevolle Berührung der erste Schritt, um wieder sanft in die Realität zurückzukehren. Manche ziehen es jedoch vor, das erotische Feuer weiter am Brennen zu halten und mithilfe eines Partners oder eines Spielzeugs den Gipfel der Lust zu erreichen.
Gespräche und positives Feedback: Allein das Hören der Stimme deines Spielgefährten kann unglaublich beruhigend wirken. Nutze diese Zeit, um über die glänzenden Momente der Session zu sprechen, die dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben und um dir gegenseitig für das gemeinsame Erlebnis zu danken.
Aber falls etwas nicht so glattlief oder dir weniger gefallen hat, bewahre diese Punkte für einen weniger intensiven Moment auf. Und wenn du sie ansprichst, verwende die Ich-Perspektive, um deine Gefühle und Wahrnehmungen zu teilen.
Du kannst auch einen gemeinsamen Snack genießen oder euch eine Tasse beruhigenden Tee gönnen. Schaut einen leichten, lustigen Film zusammen oder lasst eine Playlist mit euren Lieblingssongs laufen. Ein entspannendes Nickerchen oder ein gemütlicher Spaziergang können auch wahre Wunder wirken. Immer im Hinterkopf behalten: Es geht darum, die Wellen zu beruhigen und den inneren Frieden zu finden.
Präzise gesagt
Hier sind die Tipps und Anweisungen nochmal übersichtlich zusammengefasst, wie du Aftercare nach einer BDSM-Session am besten angehen kannst:
- Offene Kommunikation: Vor und nach der Session solltest du offen und ehrlich mit deinem Partner über deine Bedürfnisse sprechen. Jeder hat unterschiedliche Vorstellungen von Aftercare und es ist wichtig, diese im Voraus abzuklären, um sicherzustellen, dass beide Partner gut betreut werden.
- Physische Fürsorge: Nach einer intensiven Session kann es sehr beruhigend sein, sich einfach nur aneinander zu kuscheln oder sich gegenseitig zu streicheln. Denk auch daran, Wasser oder einen Snack bereitzustellen, um den Körper nach einer anstrengenden Session zu rehydrieren und aufzutanken.
- Positive Bestätigung: Teilt euch mit, was euch während der Session besonders gut gefallen hat, und dankt euch gegenseitig für das gemeinsame Erlebnis. Positive Bestätigung kann dazu beitragen, das Selbstwertgefühl zu stärken und eventuelle Unsicherheiten oder Ängste zu lindern.
- Zeit zum Erholen: Sowohl körperlich als auch emotional kann eine BDSM-Session anstrengend sein. Es ist wichtig, dir danach genügend Zeit zur Erholung zu nehmen. Das kann bedeuten, dass du dich in deine Lieblingskleidung kuschelst, ein gutes Buch liest oder einen entspannenden Spaziergang machst.
- Check-ins: Auch Tage nach der Session kann es hilfreich sein, sich gegenseitig zu fragen, wie es dem anderen geht. Einige Effekte, wie der sogenannte “Drop”, können verzögert auftreten, und regelmäßige Check-ins können sicherstellen, dass beide Partner gut betreut werden.
- Respektiere Grenzen: Denk daran, dass Aftercare ein Raum der Fürsorge und des Respekts sein sollte. Das bedeutet, dass die Bedürfnisse und Grenzen des anderen immer respektiert werden sollten.
Am wichtigsten ist, dass du das tust, was für dich und deinen Partner am besten funktioniert. Es gibt kein “richtig” oder “falsch” beim Aftercare – es geht darum, was sich für dich gut und richtig anfühlt.
Und jetzt … ich?
Eine Session kann sich anfühlen wie ein Marathon – körperlich und geistig intensiv und oft ziemlich erschöpfend. Deswegen ist es wichtig, dir danach ebenfalls etwas Selbstfürsorge zu gönnen, um alles, was du erlebt hast, auf deine eigene Art und Weise zu verarbeiten. Bei Selfcare geht es darum, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, das innere Wohlbefinden zu pflegen und neue Energie zu tanken. Erinnere dich daran, genug Wasser zu trinken, zieh deine bequemsten Klamotten an und tu etwas, das dich glücklich macht.
Wie wäre es mit einem heißen Bad und etwas leckerer Schokolade, einem Spaziergang an der frischen Luft, gefolgt von einer entspannenden Meditation, einem guten Buch, deinem Lieblingsessen oder Lieblingsfilm? Oder vielleicht sogar alles zusammen? Einige Leute finden es hilfreich, ihre Gedanken und Gefühle niederzuschreiben, als eine Art SM-Tagebuch. Letztendlich zählt nur eins: Das, was dir guttut, ist der richtige Weg. Gib dir die Erlaubnis, dich selbst zu verwöhnen und dich auf deine ganz eigene Weise um dich zu kümmern.
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