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Kennst du den Ausspruch „Ich hab dich zum Fressen gern!“? Dann hast du schon eine erste Ahnung, worum es beim Vore Fetisch beziehungsweise der Vorarephilie geht. Dieser Kink oder Fetisch ist relativ weit verbreitet und beschreibt die sexuelle Erregung beim Gedanken, von jemandem verschlungen oder gegessen zu werden. Woher der Vorarephilie Fetisch kommt und was genau damit gemeint ist, das erfährst du, wenn du weiterliest.
Vore Fetisch: Ursprung bei Geburt und Stillzeit
Zahlreiche Prägungen werden ja in frühester Kindheit grundgelegt und manche Studien zu den Ursprüngen des Vore Fetisch nehmen an, dass dieser Kink mit Geburt und Stillzeit zusammenhängt. Bedingt durch Ereignisse, Routinen und Zeiträume bauen wir Menschen eine starke und komplexe Beziehung zum Mund (beim Saugen an der Mutterbrust oder am Schnuller) und zu den Körperöffnungen (durch die natürliche Geburt über die Vagina) auf. Diese frühkindliche Prägung und Fixierung kann später im Vore Fetisch münden.
Letztlich ist aber noch nicht tiefer erforscht, wie die Vorarephilie entsteht und wie sie wirkt. Das zeigt sich auch an der Tatsache, dass eine entsprechende Vorstellung bei einem vorarephilen Mann maximale sexuelle Erregung auslöst, einen anderen mit dem gleichen Fetisch aber völlig kaltlässt. Gemeinsam ist allen vorarephilen aber, dass klassische sexuelle Praktiken als wenig spannend erlebt werden. Zwar kommen Dildos oder andere Sextoys zum Einsatz, dienen aber vor allem dazu, körperlich zum Höhepunkt zu gelangen. Die eigentliche erotische Aktivität geschieht beim Vore Fetisch in der Fantasie.
Zwei Arten von Vorarephilie
Was genau bedeutet jetzt aber der Vore Fetisch? Nicht verwechseln darfst du den Vore Fetisch mit dem extrem seltenen Fetisch des Kannibalismus. Die Vorstellung des Verschlingens ist tatsächlich eine häufig auftauchende Fantasie, die in vielen Kulturen zu finden ist. Dazu musst du nur an die biblische Geschichte von Jona und dem Wal denken oder dir das Märchen von Rotkäppchen vor Augen halten. Beide arbeiten mit dem Bild des Verschlingens. Wenn diese Art von Erzählung plötzlich als sexuell erregend empfunden wird, dann hat sich aus einer biblischen Geschichte oder einem Märchen ein Fetisch entwickelt.
Männer (oder auch Frauen) mit diesem Fetisch erleben sexuelle Erregung, wenn sie sich beispielsweise einen Menschen, ein Tier oder ein Monster vorstellen, die im Ganzen verschlungen werden. Im Mittelpunkt entsprechender Fantasien kann der eigene Partner stehen. Viele vorarephile Personen stellen sich aber auch vor, dass sie selbst verschlungen werden. Beim Vore Fetisch kannst du grundsätzlich zwischen zwei Varianten unterscheiden. Es gibt „Soft Vore“ (engl. sanft, zart), bei dem man selbst oder der Partner in einem Stück verschlungen und dann verdaut, aber nicht verletzt wird.
„Hard Vore“ (engl. hart, fest) hingegen beinhaltet Beißen oder Kauen. Diese Art von Vore Fetisch ist also deutlich gewaltsamer und folgt einem Jäger-Beute-Schema. Die Person, die gefangen wird, wird vom Jäger lebendig gefressen. Beim Hard Vore spielen definitiv Schmerzen, Leiden und letztlich der Tod eine größere Rolle. Hard Vore geht sehr häufig mit Bildern monströser Gestalten einher, die die Menschen verschlingen. Auch das ist eine oft zu findende Storyline in der Popkultur. Es existieren zahlreiche Geschichten über mystische Kreaturen, die Menschen und sogar Kinder fressen. Bekannte Beispiele wären hier Filme wie Jurassic Park oder Jaws.
Was es zur Vorarephile noch zu wissen gibt
Was nach dem Akt des Verschlingens mit dem eigenen Körper oder den verschlungenen Teilen im Verdauungstrakt geschieht, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da auch diese Vorstellung zu sexueller Erregung führen kann. Die Art der Fantasie sowie ihr Ablauf können individuell ziemlich unterschiedlich sein. Der Vore Fetisch steht sehr oft mit weiteren Paraphilien in Verbindung, etwa der Makro- oder Mikrophilie. In manchen Vore Fetisch Fantasien kann ein sogenannter Predator wie eine Schlange seinen Kiefer ausrenken oder seinen Mund auf unnatürlich weit öffnen, um seine Beute zu verschlingen. Meist können dann auch andere Körperregionen wie Speiseröhre oder Magen stark gedehnt werden.
Obwohl man es vermuten könnte, haben die meisten Vorarephilen kaum Interesse an sadomasochistischen Praktiken. Sie ziehen ihre sexuelle Erregung nämlich nicht aus dem erfahrenen Schmerz, den der Verdauungsprozess mit sich bringt. Ihre Erregung wird aus anderen Vorstellungen gespeist, die sehr individuell sind. Für viele vorarephile Männer ist beispielsweise die Vorstellung des warmen Gefühls wichtig, welches durch die körperliche Nähe zwischen ihnen und dem Predator entsteht. Bei einer solchen Vorstellung braucht es den Gedanken der Verdauung gar nicht.
Vollkommen entgegengesetzt wäre die vorarephile Fantasie der totalen Zerstörung von allem, was einen als Person charakterisiert. Die aus der Fantasie resultierende Konsequenzlosigkeit des eigenen Handelns wird als beglückendes, erregendes Gefühl erlebt. Diese Vorstellungen dienen vor allem dazu, Sorgen und Stress zu vergessen. Gibt man sich der Fantasie hin, muss man sich vor Konsequenzen nicht mehr fürchten, weil man tot ist. Ein anderer, wohl sehr viel häufiger Grund hinter solchen Fantasien ist die besondere Nähe zum Partner. Weitere Themen im Rahmen des Vore Fetisch sind beispielsweise Dominanz und Unterwerfung. Aber auch Lust und Schmerz spielen eine große Rolle.
Faszination Vorarephilie: Visueller Fetisch
Das öffentliche Ausleben des Vore Fetisch ist schwierig, wenn nicht sogar ganz unmöglich, zu schnell wird er mit Kannibalismus in Verbindung gebracht und zu groß sind die Vorurteile, die Vorarephilie hervorruft. Aus diesem Grund wird er meist in Form von Bildkunst, Cartoons oder Animes sowie Pornografie (sogenannte CGI 3D Pornos) thematisiert. Es gibt bisher keine eigene, große Community für Freunde des Vore Fetisch. Die meist schüchternen Anhänger dieser „Spielart“ öffnen sich in der Regel nur gegenüber Personen, denen sie vertrauen und von denen sie wissen, dass diese ihren Fetisch teilen.
Vorarephilie – Fetisch ausleben oder sich von ihm lösen?
Obwohl du vielleicht zur Gruppe der vorarephilen Personen zählst, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass du diesen Fetisch unbedingt loswerden musst. Es gibt viele Männer, die die mit dem Vore Fetisch verbundenen Fantasien genießen. Nicht wenige Vorarephile finden auch einen Partner, der diese zugegebenermaßen besondere sexuelle Neigung teilt. Wie sich der Fetisch auf dein Leben auswirkt, hängt vermutlich auch mit deiner eigenen Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen zusammen.
Nicht wenige erleben den Vore Fetisch als eine Bereicherung und als Weg, sich mithilfe ihrer Fantasie vom täglichen Stress zu lösen. Allerdings sind wir Menschen verschieden und so geht auch jeder Einzelne unterschiedlich mit seinen sexuellen Präferenzen und Fantasien um. Ein allgemeingültiges Rezept für den Umgang mit Vorarephilie existiert nicht. Jeder darf und muss hier seinen eigenen Weg finden.
Wenn du allerdings merkst, dass der Fetisch für dich zu einer ernsthaften Belastung wird und Leidensdruck erzeugt, kann es ratsam sein, dir Unterstützung in Form einer Therapie zu holen. Gelingt es dir nicht alleine, dich von den oft sehr intensiven Fantasien des Verschlingens zu befreien, nimm professionelle Hilfe in Anspruch. Einen Fetisch zu überwinden, kann sehr mühsam sein. Trotzdem ist es möglich, die eigenen Fantasien so zu beeinflussen, dass die oft heftigen Vorstellungen zumindest weniger Gewicht haben und dein Denken und Fühlen nicht mehr so stark beherrschen.
Welche Behandlungsmethode bei einer Vorarephilie die passende ist, kannst du mit einem Therapeuten besprechen. Es gibt leider noch nicht sehr viele Erfahrungswerte in diesem Bereich. Auch das macht eine beabsichtigte Überwindung des Vore Fetisch so herausfordernd. Die wichtigste Voraussetzung für eine konstruktive Beschäftigung mit einer Vorarephilie ist eine ehrliche und offene Kommunikation. Manchmal können bereits ein offenes Gespräch über deinen Fetisch und umfangreicheres Wissen zu Ursachen und Wirkungen von Vorarephilie dazu beitragen, den inneren Druck zu mindern und für mehr Gelassenheit zu sorgen.
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