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Es gibt Situationen im Leben, die du ohne äußere Hilfe nicht oder nur schwer bewältigen kannst. Bei vielen schwulen Männern ist es bis heute die Sexualität, die sie zur Beratung führen. Ausgrenzung, Diskriminierung und Ängste sind auch 2024 noch ein Thema, unter dem schwule Männer zu leiden haben. Allerdings gibt es auch partnerschaftliche Probleme, die in homosexuellen Beziehungen den Bedarf einer Paarberatung erhöhen können. Wir verraten dir, was die häufigsten Gründe sind, warum schwule Männer Beratungen in Anspruch nehmen.
1. Angst vor der eigenen Sexualität
Es gilt als erwiesen, dass queere Menschen häufiger unter psychischen Erkrankungen leiden. Die Gründe hierfür sind vielfältig, exogene Einflüsse und Ablehnung spielen eine wichtige Rolle.
Manchmal ist es auch die Angst oder gar Ablehnung der eigenen Sexualität, die zum Problem wird. Wenn sich homosexuelle Menschen selbst ablehnen, entsteht daraus eine Art Selbsthass. Trotz vieler gesellschaftlicher Verbesserungen wachsen viele Männer heute noch mit dem Gedanken auf, dass Schwulsein eine Bürde oder eine Last ist. Entdecken sie dann ihre eigene Homosexualität, ist das mit Ängsten, Ärger und Ablehnung verbunden. Anstatt sich über die Lust am Mann zu erfreuen, wird die eigene Sexualität bedauert und abgelehnt.
Beratung ist hier eine gute Möglichkeit, um mit den eigenen Gefühlen klar zu kommen. Je offener ein schwuler Mensch aufgewachsen ist, desto weniger Schwierigkeiten hat er mit seiner Sexualität. Wer allerdings aus einem sehr engstirnigen Umfeld stammt und von Kindesbein an hört, dass Schwulsein eine „Sünde“ oder „Bürde“ sei, wird sich beim eigenen Outing vermutlich sehr viel schwerer tun.
Oft fehlt es aber auch einfach nur an Aufklärung. Klischees haben das Bild vom Schwulsein fest in den Köpfen verankert.
- „Wer schwul ist, kleidet sich auffällig oder sogar weiblich.“
- „Schwule sind eigentlich Frauen im falschen Körper.“
- „Alle Schwulen haben den ganzen Tag nur Analsex und kennen keine Zärtlichkeit.“
Wenn man so etwas immer wieder eingetrichtert bekommt oder die typischen Klischees kennt, macht das eigene Schwulsein riesige Angst. Insbesondere dann, wenn man sich weder weiblich fühlt und vielleicht noch nicht mal Lust auf Analsex hat.
Keine Panik: Nicht nur Beratungsstellen für Homosexuelle unterstützen und geben Einblick in die reale Welt des Schwulseins. Auch die Community hat ein offenes Ohr für „Neue“ und leistet erste Hilfe. Ob künftiger Fisting-Weltmeister oder Vanilla-Sex-Liebhaber – jeder darf Schwulsein für sich so leben und interpretieren, wie es zum eigenen Wohlbefinden passt.
2. Diskriminierung und Ablehnung nach dem Coming out
Eigentlich sollten wir gesellschaftlich längst soweit sein, dass jede legale Form der Sexualität akzeptiert wird. Schwulsein müsste weder eine Last noch ein Leid sein, wäre da nicht der große, gesellschaftliche Druck. Für viele Männer wird das Coming out zu einem Spießrutenlauf.
Einige typische Aussagen, mit denen sich queere Personen auch im ach so modernen Zeitalter noch auseinandersetzen müssen, sind:
- „Wir lieben dich natürlich trotzdem und helfen dir, eine Therapie zu finden und „das“ zu beheben.“ (Eltern zu ihren Söhnen).
- „Das ist bestimmt nur eine Phase und verschwindet wieder.“ (Als Reaktion aufs Outing)
- „Ist für mich okay, solange du mich nicht anschwulst.“ (Kollegen, Freunde etc.)
- „Oh ne, ein Leben lang nur anal? Da entgeht dir was!“(Heteros, die ihre Sexualität für die einzig Wahre halten)
Moderne Menschen erkennen auf den ersten Blick, wie fatal solche Sätze eigentlich sind. Die scheinbare Toleranz (wir lieben dich, ist für mich okay usw.) verpufft wie Luft, den eigentlich steckt dahinter nur der verzweifelte Versuch, die Sexualität eines Menschen nicht ernstzunehmen. „Das“ verschwindet nicht wieder. „Schwulsein“ ist kein Trend, den man ein Jahr lebt und dann wieder damit aufhört.
Schwulsein ist eine Form der Sexualität, die genauso normal ist wie Heterosein. Das Problem daran ist nur, dass Ablehnung und Diskriminierung auch in aufgeklärten Ländern noch allgegenwertig sind. Wird der Druck groß, kann allein das dazu führen, dass schwule Männer Beratungsdienstleistungen in Anspruch nehmen, weil sie nicht damit klarkommen.
3. Seelische Probleme mit vielen verschiedenen Auslösern
Viele schwule Männer leiden unter psychischen Problemen, die schließlich zur Inanspruchnahme einer Beratung führen. Es kann sich um partnerschaftliche Schwierigkeiten handeln, aber auch um Probleme, die von „innen“ heraus kommen. Gefühle wie Depressionen, Angst oder negative Verhaltensmuster sind klassische Probleme, die im Rahmen einer Beratung geäußert werden.
Hier einige Beispiele, wann der Beratungsbedarf vorhanden ist:
- Es gibt zunehmend Probleme in der Familie, der Partnerschaft, im Bereich der Karriere oder im gesamten Leben.
- Ein Hauptproblem ist immer da und will einfach nicht verschwinden.
- Bestimmte Bereiche des Lebens sind überpräsent und beeinflussen den Rest.
- Es kam in der Vergangenheit zu einem traumatischen Ereignis, das sich immer noch ins Bewusstsein drängt.
- Es liegen körperliche Symptome vor, für die der Arzt keinen medizinischen Grund findet.
- Probleme werden durch Suchtverhalten gelöst, darunter Alkohol- und Drogenkonsum, Sexsucht oder auch Spielsucht.
Solche Probleme können verschiedene Auslöser haben und oft können betroffene Menschen gar nicht mehr wahrnehmen, warum es so weit gekommen ist. Bei schwulen Männern ist nicht selten Unsicherheit oder gar Angst ein Auslöser. Die obigen Symptome sind immer ein Anzeichen, dass etwas nicht stimmt und dass eine neutrale Beratung hilfreich sein kann.
4. Vielfältige Symptome als Zeichen tiefer Probleme
Manchmal sind da zahlreiche Symptome, der Grund ist aber undefinierbar. Auch das führt schwule Männer zu Beratungen, um wieder Herr über die Situation zu werden. Fühlst du dich schon lange mies und hast diverse Beschwerden, kannst sie aber nicht zuordnen?
Wir haben auch hier eine Liste von klassischen Anzeichen, die immer wieder Grund für die Inanspruchnahme von Beratungsdienstleistungen sind:
- Im Job gibt es negatives Feedback, Kollegen oder auch Vorgesetzte sehen keinen Fortschritt oder sogar negative Veränderungen.
- Es kriselt in der Beziehung oder auch in Freundschaften. Sozialkontakte halten nie lang, es endet in Streits, Zerwürfnissen oder auch schlichtweg mit Ghosting.
- Innerhalb der Familie gibt es Unstimmigkeiten, Ärger und Wut sind die dominanten Emotionen.
- Freunde machen sich Sorgen und raten dazu, professionelle Hilfe aufzusuchen.
- Der Alltag ist dominiert von Ängsten und panischen Sorgen, manchmal auch von Depressionen und dem Wunsch, einfach morgens nicht mehr aufzustehen.
- Das Körperbild ist negativ, anstatt Selbstliebe zeigt sich nur Selbsthass oder Verachtung gegenüber dem eigenen Körper.
- Sexuelle Probleme belasten den Alltag, exzessiver Pornokonsum stört die Partnerschaft oder es gibt Unstimmigkeiten, wohin die eigene Reise eigentlich gehen soll.
Wenn schwule Männer Beratung in Anspruch zu nehmen heißt das nicht, dass sie schwach sind oder dass sie ihr Leben alleine nicht im Griff haben. Es gibt Situationen im Leben, die kann „Mann“ nicht alleine bewältigen. Das hat weder etwas mit Schwäche zu tun noch mit fehlender Männlichkeit. Im Gegenteil: Bist du stark genug, dein Problem zu erkennen und dir Hilfe zu suchen? Das zeugt von Stärke und Mut, nicht von Schwäche.
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