Priapismus: Dauererektion als schmerzhaftes medizinisches Phänomen

Priapismus Symbolbild: Ein Mann hält sich die Hände vors Geschlechtsteil. Englisch: Priapism: a man covering his genitals with his hands.
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Von einer stattlichen Erektion mit langer Wirkung träumen die meisten Männer. Bei erektiler Dysfunktion gibt es viele Hilfsmittel, die die Erektionsfähigkeit zurückholen. Es gibt jedoch auch eine gegenteilige Erkrankung bzw. ein medizinisches Phänomen, das mit einer Dauererektion einhergeht.

Was auf den ersten Blick praktisch klingt, ist für die betroffenen Männer sehr beschwerlich und erfordert medizinische Hilfe. Solltest du unter einer langandauernden Erektion leiden, scheue dich nicht, einen Arzt oder auch einen Notarzt um Hilfe zu bitten. Wir erklären dir, wie es dazu kommt und welche Folgen es gibt.

Einfach erklärt: Was ist Priapismus?

Falls du dich in der griechischen Mythologie auskennst, hast du vielleicht schon einmal von Priapos gehört. Aphrodites Sohn ist einer der Götter der Fruchtbarkeit und in vielen Darstellung wurde er mit einem überdimensionierten und einsatzbereiten Penis gezeigt. Ihm hat das Krankheitsbild seinen Namen zu verdanken, das seit 1824 bekannt ist. Das Beschwerdebild bezeichnet eine langanhaltende Erektion mit einer Dauer von über vier Stunden, die nicht an sexuelle Stimulation gekoppelt ist.

Heißt einfach gesagt: Wenn du über mehrere Stunden einen erigierten Penis hast, dabei aber nicht erotisch gestimmt bist, kann von einem Priapismus ausgegangen werden.

Warum kommt es zu einem Priapismus?

Die Ursachen der unangenehmen Dauererektion sind vielfältig. Medikamente sind ein häufiger Auslöser. Zu den typischen Arzneien gehören:

  • Prostaglandin E1 (in den Penis gespritzt)
  • Papavarin
  • Benzodiazepine (zur Beruhigung)
  • Blutdrucksenker
  • Gerinnungshemmer
  • Antidepressiva

Auch der Konsum von Drogen wie Marihuana oder Kokain und der Einsatz von Hormonen wie Testosteron beim Sport kann zum Priapismus führen.

Wenn Medikamente nicht verantwortlich sind, gibt es weitere Auslöser, die harmlos oder krankheitsbedingt sein können. Zu den Erkrankungsbildern gehören:

  • Prostatakarzinom/Harnröhrenkarzinom
  • Diabetes
  • Nephrotisches Syndrom
  • Lupus
  • Sichelzellenanämie
  • Malaria

Dein Arzt wird zunächst eine Anamnese erstellen und bestimmte Fragen stellen (nimmst du Medikamente, hast du eine Behandlung gegen erektile Dysfunktion hinter dir) und dann vermutlich Blut abnehmen und untersuchen. Anschließend wird anhand der Ergebnisse die Ursache ermittelt und eine gezielte Behandlung eingeleitet.

Was sind die Symptome von einem Priapismus?

Eine Erektion macht noch keinen Priapismus. Damit davon gesprochen wird, muss die Versteifung des Penis über mehrere Stunden (teilweise wird von vier Stunden gesprochen, manchmal auch von zwei Stunden) anhalten. Kennzeichnend ist, dass die sexuelle Stimulation fehlt. Bei einem klassischen Priapismus verspürst du Schmerzen, dein Penis kann sich durch die langfristige Erektion verkrümmen. Hält das Phänomen an, verfärben sich Eichel und Vorhaut blau, später der gesamte Penis.

Hinweis: Eine Besonderheit ist der High-Flow-Priapismus, der ähnliche Symptome zeigt, aber schmerzlos auftritt.

Der High-Flow und Low-Flow-Priapismus unterscheiden sich voneinander. Ersterer tritt auf, wenn verstärkt Blut in die Schwellkörper fließt und so zur Erektion führt. Der Low-Flow-Priapismus entsteht, wenn das Blut aus den oberen Schwellkörpern nicht mehr abfließen kann. Bei beiden Formen kommt es nach einigen Stunden zu einer deutlichen Verkrümmung nach oben, da die Schwellkörper dort liegen.

So erfolgt die Behandlung von Priapismus

Hält deine Erektion über zwei Stunden an und schmerzt dabei stark, handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Du musst zwar nicht direkt einen Krankenwagen rufen, aber bei einem praktischen Arzt oder außerhalb der Sprechzeiten bei einem ärztlichen Notdienst vorstellig werden. Um zu erfahren, wo das in deiner Stadt möglich ist, rufe die Telefonnummer 116117 an. Dort erhältst du Informationen über die nächsten Anlaufstellen und kannst dich direkt dort hin begeben.

Der Arzt kann die Diagnose oft schon anhand deiner Beschwerdeschilderung stellen und mithilfe eines Ultraschalls schauen, ob es ein lokales Problem gibt. Die Behandlung erfolgt dann zunächst schmerzlindernd. Es gibt Medikamente, die den Penis zum Abschwellen bringen. Sollte das nach 30 Minuten keinen Erfolg zeigen, kann das Blut manuell mit einer Spritze aus deinen Schwellkörpern gesaugt werden. Wenn nun eine weitere Erektion auftritt, werden die Schwellkörper mit Spritzen behandelt, um das zu verhindern.

In seltenen Fällen ist eine Operation notwendig. Das ist dann der Fall, wenn das Blut aus deinem Penis nicht wieder abfließen kann. In diesem Fall werden die Penisarterien erweitert oder es wird ein sogenannter Shunt eingesetzt. Du kannst dann wieder eine Erektion bekommen, ohne dass sie hinterher dauerhaft besteht.

Unterschiede bei der Behandlung von High-Flow und Low-Flow-Priapismus

Wie genau die Behandlung erfolgt, hängt auch von der Art des Priapismus ab. Der High-Flow-Priapismus gilt als weniger gefährlich. Unter ärztlicher Kontrolle können konservative Maßnahmen ausreichend sein.

Hierzu gehören:

  • Kompression des Penis mit einer Blutdruckmanschette
  • Kühlung der Schwellkörper, um ein Zusammenziehen der Gefäße zu bewirken
  • Bettruhe und schmerzstillende Medikamente

Der Low-Flow-Priapismus ist deutlich gefährlicher, hier wird schneller auf eine Punktion gesetzt. Sollten gefäßverengende Medikamente zum Einsatz kommen, wirst du in den meisten Fällen medizinisch überwacht. So kann dein Arzt sicherstellen, dass der Rest deiner Gefäße nicht darunter leidet.

Ist die Behandlung des Priapismus schmerzhaft?

Der Gedanke, dass jemand mit einer Nadel Blut aus deinem Penis saugt, ist vermutlich ziemlich unangenehm. Doktorspiele sind im BDSM-Bereich zwar beliebt, wenn es aber wirklich medizinisch ist, verliert der erotische Aspekt schnell seine Wirkung.

Die Punktion erfolgt in Narkose oder in örtlicher Betäubung. Das bespricht dein Arzt individuell mit dir. Du wirst davon also nichts spüren, außer dass dein Glied schnellstmöglich erschlafft und das Gewebe entlastet wird. Es gibt zwei typische Verfahren, um das Blut abfließen zu lassen.

Bei einem sogenannten Winter-Shunt erfolgt die Punktion über die Eichel. Der Arzt erstellt eine Verbindung zwischen dem Schwellkörper deiner Harnröhre und deines Gliedes. Das Blut wird umgeleitet und fließt über den Harnröhrenschwellkörper ab. Die kleine Schnittstelle wird wieder verschlossen.

Wenn ein Bypass gesetzt wird, erfolgt der Schnitt am Penisansatz. Der Schwellkörper wird nun mittels Shunt mit der Leistenvene verbunden. Dort fließt das Blut dann ab und der Schnitt wird verschlossen. Da die beiden Eingriffe minimalinvasiv sind, musst du dir über eine großflächige Narbenbildung keine Gedanken machen.

In beiden Fällen kann es sein, dass du anschließend einen Blasenkatheder für mehrere Tage tragen musst. all das bespricht aber der Arzt mit dir. Wenn der Priapismus schnellstmöglich behandelt wird, sind die Erfolgschancen am besten. Über mögliche Folgen (erektile Dysfunktion, Vernarbung) wird dich dein Arzt vor dem Eingriff aufklären.

Fazit: Priapismus ist kein harmloser Erektionsverstärker

Auch wenn nicht jede Form des Priapismus schmerzhaft ist, solltest du immer und sofort medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Der Erfolg der Therapie ist maßgeblich vom Zeitpunkt der Behandlung abhängig.

 Für viele Männer sind Beschwerden „dort unten“ peinlich und sie schämen sich zum Arzt zu gehen. Wirf diese Scham über Bord. Ärzte kennen die unterschiedlichsten Erkrankungen und du bist weder der erste noch der letzte Mann, der mit einem Priapismus im Notfalldienst sitzt. Das gilt übrigens auch dann, wenn du verbotene Substanzen wie Kokain zu dir genommen hast. Der Arzt hat die Aufgabe dir zu helfen und nicht zu urteilen. Rufe als Erstkontakt die oben schon erwähnte Rufnummer 116117 an, um schnelle medizinische Hilfe und eine Einschätzung deiner Situation zu erhalten.

 

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