Wichst du noch, oder onanierst du schon?

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Onanieren ist nicht nur in Ordnung, sondern sogar gesund, das dürfte sich inzwischen auch bis in die religiösen ländlichen Regionen herumgesprochen haben: Es reduziert Stress und stärkt das Immunsystem. Du schläfst besser, Herz und Kreislauf werden trainiert, du verbrennst pro Spritztour ca. 150 Kalorien, dein Testosteronspiegel steigt, was den Aufbau von Muskelmasse unterstützt, und auch die Prostata profitiert davon: Die erhöhte Durchblutung beugt Entzündungen vor, und weil die Flüssigkeiten in Bewegung bleiben, können sich Erreger dort nicht so leicht festsetzen.
Da Rubbeln Lust auf mehr macht, gilt es als die beste Voraussetzung für erfüllten Sex mit anderen. Zudem lernt man ohne Leistungsdruck seine eigenen Vorlieben kennen. Nicht zuletzt hat man nicht immer einen Liebhaber zur Hand (welch passendes Wortspiel). Und selbst wenn, „Kolben nachladen“ ist genau die Technik, die bei den meisten sexuellen Begegnungen zum Orgasmus führt, ergo: in Schuss halten (auch dies darf gerne doppeldeutig verstanden werden)!

Onanieren, Masturbieren, Selbstbefriedigung, was mache ich da eigentlich?

Die einfache Antwort würde lauten: Spaß haben. Oder: Ich übe für besseren Sex in der Zukunft. Oder: Ich sorge dafür, dass meine Genitalien in Schuss bleiben und mein Geist wach ist. Aber heutzutage zählen ja nur noch Fakten, Fakten, Fakten. Also:
Das Wort »Onanie« geht auf die Bibel zurück. Als Onans Bruder Er starb, sollte Onan die Frau seines verstorbenen Bruders schwängern, um den Zweig der Familie fortzusetzen. Weil er (also nicht Er, sondern Onan) seine Eltern Juda und Hira aber allein beerben wollte, vögelte er seine Schwägerin zwar höflich, zog jedoch vor dem Abspritzen immer schön seinen Schwanz aus ihrer Mose, äh Möse. In Möse, äh Mose (38,9) heißt das dann, dass er seinen »Samen auf die Erde fallen und verderben« ließ. Onanie müsste demnach den abgebrochenen Geschlechtsakt (Coitus interruptus) bezeichnen. Wenn dich also künftig jemand erwischt und der Onanie bezichtigt (und dieses Wort benutzen so spießige Leute meist), kannst du dich in die Brust werfen und dir diese Unterstellung empört verbitten. Wer vögelt schon seine Schwägerin und ist dann auch noch so doof, den Schwanz halbfertig herauszuziehen? Tststs.

Masturbation

Auch hier wird gerne die negative Herleitung des Wortes, nämlich die lateinische, zitiert: manus »Hand« und stuprare »missbrauchen«. Dabei kann niemand ausschließen, dass das Wort Masturbation sich nicht folgendermaßen herleitet: mezea (griechisch) = »Penisse« bzw. die Vorsilbe mas- für »männlich« verbunden mit dem lateinischen turbare, »stören«. »Ich versetze meinen Penis in Aufruhr« klingt doch viel besser als »Ich betreibe Unzucht mit der Hand« oder nicht? Mas-turbation könnte aber auch von »Turbo« kommen: Einfach einen Gang höher schalten und ab geht die Post.

Wichsen

Ursprünglich beschrieb das Wort das Polieren von Schuhwerk mit Schuhcreme, früher Schuhwichse genannt. Man kann auch »eine gewichst kriegen«, was dann aber eine Ohrfeige oder einen Stromschlag bedeutet. Interessant, dass sich die Nominalform als Beleidigung eingebürgert hat: Wichser, Flachwichser oder multinational: Mindwichser. Niemand sagt »Du Onanierer« oder »Du Selbstbefriediger, du ey!« Besonders lustige Variante ist der »schwanzlose Wichser«. In jedem Fall ist diese Beleidigung ungefähr so sinnig, wie jemanden als »Esser« oder »Atmer« zu beschimpfen. Es macht doch ohnehin jeder. Wenn du also das nächste Mal als »Wichser« beschimpft wirst, sag – zumindest innerlich – »Ja, klar ey, was denn sonst?«

Autosexualität

Ganz schön großartig finden wir den Begriff »Autosexualität«. Klar steht es für den »Sex mit sich selbst«, klingt aber beim ersten Hören nach Sex im Auto, weshalb du die mahnende Frage »Hast du dich etwa selbst befriedigt?« gelassen mit »Aber wo denken Sie hin, ich habe autogesext« beantworten kannst.

Selbstbefriedigung

Selbstbefriedigung ist in unseren Ohren der mit Abstand schönste Begriff, schon weil er völlig frei von negativen Urteilen ist. Schließlich gibt es doch kaum etwas Besseres, als befriedigt oder zufrieden zu sein? Nur eine kleine Beschränkung bringt der Begriff mit sich: Man befriedigt eben nur sich selbst, dabei gibt es doch nichts hehreres als (einem) anderen zu Zufriedenheit und Befriedigung zu verhelfen.

»Es wichsen nur die Verlierer!«

Aber immerhin befinden sie sich in guter Gesellschaft. Weil sich der ägyptische Sonnengott Reatum einsam fühlte, wichste er in seine Faust, »bis sie mit Samen gefüllt war« (kommt dir das bekannt vor?). Den trank er dann und schuf daraus seinen Sohn Schu, Gott der Luft und Trockenheit, sowie seine Tochter Tefnut, Göttin der Feuchtigkeit.
Der berühmte Philosoph Diogenes (399 – 323 v. Chr.) holte sich oft bei helllichtem Tage auf offener Straße einen herunter. Wenn er gefragt wurde, warum er das täte, antwortete er: »Ich wünschte, ich könnte auch meinen Bauch so reiben, dass ihm der Hunger verginge.« Bei den Griechen der Antike galt es als normal, dass Jungs sich während des Unterrichts unter der Bank einen schubberten.
Und die Römer? Die haben ihren Kindern Anhänger in Form von steifen Pimmeln um den Hals gehängt, um sie vor Unheil zu schützten. Bei religiösen Umzügen wurde der Gott Mutunus Tutunus, dargestellt durch einen großen, mit Blumen bedeckten Penis, feierlich durch die Straßen von Rom getragen. Die spinnen, die Römer, was? Ägypter, Griechen, Römer, Architekten, Philosophen, Künstler, alles maßlose Verlierer!
Zu den großen Gewinnern hingegen zählt der deutsche Arzt Daniel Gottlob Moritz Schreber. Er entwickelte zahlreiche Patente, mit deren Hilfe er beispielsweise auch seine eigenen Kinder erfolgreich von der Selbstbefriedigung abhielt. Vier von ihnen landeten in der Psychiatrie. Undankbare Gören, dabei hat er es doch nur gut gemeint.
Leider war Schreber weder der Erste noch der Einzige, der dem Wahn folgte, das Wichsen unterbinden zu müssen. Er war selbst nur eine Marionette der Mythen, die schon viele hundert Jahre vor sich hinwucherten. Einige davon haben sich bis heute erhalten …

 

Alles für deinen Schwanz!

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