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Fear bedeutet übersetzt „Angst“ und genau darum geht es, wenn in der BDSM-Szene von „Fear play“ die Rede ist. Das „Spiel mit der Angst“ (Angstspiele) findet in einem geschützten Rahmen statt, dennoch ist das Ziel dabei, dass der Bottom Angst erlebt und daraus resultierend sexuelle Lust erfährt. Je nach Ausführung können Angstspiele auch zu einer gefährlichen Grenzerfahrung werden, die vor allem sehr viel Vertrauen voraussetzt. Wir verraten dir, was genau hinter dieser Spielart steckt, wie sie ausgeführt wird und welche Praktiken typisch sind.
Warum mögen manche Menschen Angstspiele?
Angst hat grundlegend die Aufgabe, uns vor Gefahren zu schützen und uns wehrhaft zu machen. Wenn wir einer (subjektiven oder objektiven) Gefahr gegenüber stehen, wird der Körper mit Adrenalin und Cortisol geflutet. Das Herz schlägt schneller, der Fluchtinstinkt wacht auf und wir sind für die Zeit der Gefahr deutlich leistungsfähiger. Bei Fear play geht es darum, die Emotionen von Angst zu nutzen, um einen sexuellen Rausch zu erfahren.
Wenn Dopamin und Adrenalin deine Blutbahn fluten, bist du einem wahren Emotionscocktail ausgeliefert. Der sogenannte „Fight or Flight-Modus“ wird aktiviert. Dein Gehirn versucht im Bruchteil von Sekunden zu klären, ob du dich der Situation entziehst oder kämpfst.
Bei Angstspielen oder Fear Plays hast du die Möglichkeit nicht, denn der Dom entscheidet, wie lange du in einer angstauslösenden Situation bist. Im Extremfall legen Fear-Player das eigene Leben in die Hand des Gegenübers und vertrauen darauf, dass es nicht gefährdet wird. Im Hinterkopf bleibt aber die Frage nach dem: „Was ist, wenn es richtig gefährlich wird“?
Die bekanntesten Arten von Fearplay
Zum Spiel mit der Angst gehören viele verschiedene Praktiken, die überwiegend in der BDSM-Szene praktiziert werden. Grundlegend solltest du dich auf ein solches Abenteuer nur einlassen, wenn du es selbst willst und wenn du deinem Partner absolut vertraust. Ein wichtiger Schutzmechanismus ist das Safewort oder eine Geste, mit der du die Angstspiele sofort beenden kannst. Wir stellen dir nun einige der bekanntesten Formen von Fear play vor, die mehr oder weniger riskant sind.
Rollenspiele
Die Gestaltung von Rollenspielen ist so vielfältig, dass die Gefahr schlecht einzuschätzen ist. Typisch sind Szenarien, bei denen einer vom anderen entführt, gefangengenommen, gefoltert, vergewaltigt oder sogar geopfert wird. Es gibt Doms, die ihren Sub von einer dritten Person entführen lassen, um die Angstspiele noch realistischer zu gestalten. Das ist eine der extremsten Formen von Fear play, da das Risiko dann in die Hände Dritter gelegt wird.
Knifeplay
Messerspiele sind gefährlich und zugleich für viele Fans von Fear play äußerst erotisch. Der Dom nutzt ein Messer, um die Willigkeit des Subs sicherzustellen. Oft werden Blood- und Knifeplay miteinander kombiniert. Dann schneidet der Dom sein Gegenüber bewusst, und führt im Verletzungen zu. Eine äußerst gefährliche Praktik, denn selbst wenn die Schnitte nicht tief sind, können sie sich hinterher entzünden und Infektionen herbeirufen.
Nadelspiele
Für viele Männer ist schon der Gedanke an eine Blutentnahme unangenehm, beim Nadelspiel wird genau mit dieser Furcht vor Nadeln gespielt. Der Dom nutzt Nadeln von Spritzen, aber auch Tacker und Hauthefter, um dem anderen Schmerzen zuzufügen oder zumindest damit zu drohen.
Ein typisches Spiel kann so aussehen: Der Sub hat die Augen verbunden, während der Dom eine Spritze mit Nadel über den Körper wandern lässt. Hat der Sub ohnehin Angst vor Nadeln, steigert die Deprivation diese noch weiter. Er weiß zu keinem Zeitpunkt, ob der Dom zusticht und wann er es tut. Die Erwartungshaltung setzt den Körper permanent unter Adrenalin und Anspannung.
Sensorische Deprivation
Der Entzug von Sinnen löst bei vielen Menschen extreme Angstzustände aus. Es beginnt mit verbundenen Augen, geht aber beim BDSM oft noch viel weiter. Mithilfe von Masken wird die Atmung vom Dom übernommen. Er entscheidet, wie viel Luft von außen zugeführt wird oder ob er beispielsweise Poppers-Gase über die Maske verströmen lässt.
Eine extreme Form der Deprivation wird mit Hilfsmitteln wie Vakuumbetten aus Latex durchgeführt. Der ganze Körper wird „gefangengenommen“, manchmal auch in Form von Mumifizierung mit Plastikfolien oder komplizierte Fesselungen.
Jeder der fünf Sinne kann bei diesen Angstspielen entzogen werden. Die höchste Stufe ist der Entzug aller Sinne inklusive der physischen Fesselung. Typische Hilfsmittel sind:
- Pfefferminzöle unter der Nase zur Geruchsmanipulation
- Augenbinden oder Kontaktlinsen mit Blindheitseffekt
- In-Ear-Kopfhörer mit White-Noise-Effekt
- Brennende Speisen, um den Geschmackssinn zu lindern
- Taubheitscremes, um (teilweise) die Gefühle herabzusetzen
Was sich anfangs harmlos anhört, wird schnell zur echten Folter und zum Spiel mit der Angst. Du musst dir die vollständige sensorische Deprivation vorstellen wie ein Gefängnis. Du bekommst keine Stimulation von außen, sondern wirst nur noch gesteuert von deinem Dom.
Barebacking
Diese Form des Fearplays ist gefährlich und nicht empfehlenswert. Beim Barebacking verzichtet der Sub mit Absicht auf Safersex und riskiert so, sich mit einer Geschlechtskrankheit zu infizieren. In manchen BDSM-Beziehungen wird die Angst vor der Krankheit genutzt, um mit der Furcht des Subs zu spielen.
Beispiel: Der Dom bietet seinen Sub „fremden Männer“ zum Sex an und befiehlt, dass diese kein Kondom tragen dürfen. Beim Sub entsteht große Angst vor Ansteckung, denn ohne Kondom können zahlreiche Erkrankungen übertragen werden. In einer verantwortungsvollen Beziehung hat der Dom allerdings vorher dafür gesorgt, dass die fremden Personen auf STI getestet wurden. Der Sub spürt also Angst vor einer Gefahr, die gar nicht real vorhanden ist. Dennoch ist diese Form der Angstspiele äußerst riskant.
Worauf du bei Angstspielen achten musst
Fear play setzt blindes Vertrauen voraus, denn die Gefahren sind bei gewissen Praktiken groß. Wenn der Sub in Angst und Panik gerät, ist sein rationales Handeln ausgeschaltet, oft kann er nicht mehr klar kommunizieren. Damit geht die Rolle der Vernunft auf den Dom über, der nicht nur die Gefahren kennen muss, sondern auch die Grenzen des Gegenübers.
Angst gehört zu den schlimmsten Wahrnehmungen, die ein Mensch erleben kann. Wenn Angst als erregend wahrgenommen wird, vermischen sich zwei starke Empfindungen miteinander. Die emotionale Belastung darf nie unterschätzt werden, es kann nach dem Fearplay zu einem emotionalen Breakdown kommen. Selbst die Entstehung eines Traumas ist nicht ausgeschlossen, insbesondere bei Entführungsspielen, Rapeplay und ähnlichen Praktiken.
Es gibt daher fünf Grundvoraussetzungen, die beim Fearplay immer beachtet werden müssen:
- Informiert euch vorher über alle drohenden Gefahren.
- Bereitet euch auf Gegenmaßnahmen vor, die z.B. bei Panikattacken wirken.
- Habt Notrufnummern griffbereit, falls es zu ernsten Gefahren kommt.
- Lernt die Grenzen kennen und vereinbart eine Geste für ein sofortiges Ende.
- Praktiziert keine Angstspiele, wenn eine psychische Grunderkrankung vorhanden ist.
Jedes Angstspiel birgt ein Risiko, dessen müsst ihr euch im Vorfeld bewusst sein. Insbesondere Blood- und Knifeplay aber auch Szenarien wie Entführungen können körperliche Verletzungen und psychische Traumata auslösen. Ihr geht das Risiko ein, selbst wenn bisheriges Fearplay keine Folgen hatte.
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