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Schon mal was von Findom gehört? Bei dieser besonderen Spielart aus dem Bereich des BDSM spielt die finanzielle Dominanz eine wesentliche Rolle. Mit diesem Wissen wird der Begriff Findom schon klarer, oder? Was es damit genau auf sich hat, wie diese Spielart abläuft und was ihren Reiz ausmacht, erfährst du, wenn du weiterliest.
Was der Begriff Findom beschreibt
Vermutlich hast du schon erkannt, dass der Begriff die Kurzform von „Finanzielle Dominanz“ ist. Synonym werden auch die Begriffe Findomme oder finanzielles BDSM beziehungsweise Geldsklaverei verwendet. Der Untergebene wird als Finanzsklave oder manchmal auch als „Finsub“, „Geldschwein“ oder „Zahlschwein“ bezeichnet, dessen Brieftasche „vergewaltigt“ vom Findom wird.
Bei dieser Spielart geht es im Grunde um eine Vereinbarung zum Machtaustausch, die ein Untergebener/Sklave einvernehmlich mit einem Dominanten schließt. Ziel des Untergebenen ist es dabei, sich vom Dom finanziell kontrollieren zu lassen. In den meisten Fällen geht es bei dieser Art von Beziehung nicht um Sex, wie es bei anderen BDSM-Beziehungen der Fall ist. Dem Findom geht es sehr viel stärker um emotionale Unterwerfung, Erniedrigung und Demütigung und nicht so sehr um den körperlichen Aspekt.
Warum Männer sich einen Findom suchen
Aber was macht den Reiz für einen Mann aus, der sich auf die Beziehung mit einem Findom einlässt? Vielleicht ist es an dieser Stelle erhellend, einen selbst ernannten Unterwürfigen zu Wort kommen zu lassen und seine Erklärung zu hören. „Der Erregungsfaktor kommt von dem Gedanken, dass der Dom in den persönlichen Raum eindringt, der deine Finanzen sind“, erklärt der Befragte gegenüber The Independent. „Die Menschen messen ihr Selbstwertgefühl an ihrem Geld. Finanzielle Dominanz greift diese Vorstellung von menschlichen Wesen auf und macht sie zu einer perversen Waffe. Es ist Intimität, auf eine sehr kapitalistische und masochistische Art“, erklärt der Finanzsklave.
Seiner Meinung nach geraten viele Unterwürfige in die Findom-Beziehung, weil sie ein geringes Selbstwertgefühl haben. Außerdem vermutet er, dass sie „nicht in der Lage sind, mit Ablehnung, Demütigung, Einsamkeit, Angst, unerwünscht und überflüssig zu sein, in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft umzugehen.“ Wenn ein Finanzsklave mit seinem Dom über eine Überweisung von Geld spricht, erreicht er den Bereich, in dem er „frei von all seinen Sorgen und Nöten“ ist und erregt wird.
Gerade, weil sie in ihrem privaten und beruflichen Leben oft die Kontrolle haben, empfinden Sklaven die Aufgabe der Kontrolle während der finanziellen Beherrschung als sehr befreiend. Ein Finanzsklave zu sein, kann auch das Ego einer Person stärken, da sie weiß, dass ihr Reichtum und ihr Erfolg ihr die Teilnahme an diesem Rollenspiel ermöglichen. Doms hingegen genießen die Macht, die sie über ihre Finanzsklaven haben. Außerdem motiviert sie die Aufmerksamkeit und der finanzielle Gewinn, den sie durch ihr Arrangement erhalten. Im Grunde ist es bei dieser Spielart genauso wie bei vielen anderen BDSM-Spielarten.
Wie „arbeitet“ ein Findom
Der Findom (Finanzdominant) kann seinen Finanzsklaven im Austausch gegen Geld oder Geschenke demütigen, erniedrigen oder sogar einvernehmlich erpressen. Der Dom kann auch Geld oder Gegenstände verlangen, die er seiner Meinung nach verdient, oder er kann sogar die Rolle des Geldverwalters des Sklaven übernehmen. Übernimmst du die Rolle des Finanzsklaven, wird dich diese Art der Beherrschung sexuell erregen und wenn er es erlaubt, darfst du zum Beispiel in Gegenwart deines Findoms masturbieren oder dich mit einem Analtoy verwöhnen. Normalerweise stehen solche Erlebnisse aber nicht im Fokus, sondern deine Ehrerbietung gegenüber dem dominanten Partner. Tatsächlich erwarten viele Finanzsklaven sehr häufig gar keine Gegenleistung.
Das macht eine Findom-Beziehung besonders
Eine Besonderheit liegt darin, dass viele dieser Beziehungen hauptsächlich virtuell ablaufen. Findoms verbringen oft keine Zeit im selben Raum mit ihrem Sklaven, sondern kommunizieren online über Webcam, Instant Messaging oder E-Mail mit ihm. Es gibt Finanzdoms, die auf diese Art sehr viel Geld verdienen. Manche tauschen mit ihren Sklaven auch Telefon- oder Textnachrichten aus. Einige Doms und Finanzsklaven verbringen aber auch Zeit miteinander. Dann verabreden sie sich zum Beispiel zu einer öffentlichen Geldübergabe (einem sogenannten Cash & Go), einem gemeinsamen Gang zu einem Geldautomaten oder zum Einkaufen. Bei jeder dieser Aktionen gibt der Sklave Geld für den Findom aus.
Manchmal kommt es auch zu einer Verabredung zur Hausarbeit. Dann wird der Finanzsklave dafür bezahlt, dass er dienstbare Handlungen ausführt, putzt, wäscht oder kocht. Vor allem die virtuelle Variante der Finanzdominanz erhielt während der COVID-19-Pandemie viel Zulauf, als viele aus der Community nach Möglichkeiten suchten, Formen des Machtspiels zu genießen, bei denen kein Körperkontakt notwendig war.
Wie funktioniert das mit den Finanzen?
Findoms werben oft online für ihre Dienste. Um den finanziellen Aspekt gut zu handhaben, akzeptieren sie unterschiedlichste Zahlungsmethoden, etwa PayPal, Geschenkkarten, Kreditkarten, direkte Bankeinzahlungen oder auch Geschenke, die ihr Finanzsklave dann direkt an sie liefern lässt. Oft nutzen sie dafür ein Postfach. Manche Finanzsklaven geben ihren Findoms sogar vollen Zugang zu ihren Konten oder Ersparnissen und ermutigen sie, bei Bedarf über diese Gelder zu verfügen. Um sich rechtlich abzusichern, setzen viele Doms eigens entworfene Verträge mit ihren Untergebenen auf. Diese enthalten dann beispielsweise einen Zahlungsplan auf der Grundlage ihrer Finanzen.
Das Spiel mit finanzieller Dominanz kann vor allem für Männer, die das nötige Kleingeld haben, ein gesunder Fetisch sein. Eine Beziehung, in der finanzielle Dominanz ausgeübt wird, kann die finanzielle Gesundheit des Finanzsklaven aber auch schädigen. Du solltest dir daher gut überlegen, ob du dich zu einem Finanzsklaven machen möchtest, wenn zumindest das Risiko besteht, dass es deine finanzielle Sicherheit gefährdet. Auch als Finanzsklave solltest du immer in der Lage sein, deine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen, z. B. deine Rechnungen zu bezahlen. Viele Findoms erlauben ihren Untergebenen deshalb, zu zahlen, was ihnen möglich ist. So hat ein größerer Kreis von Männern die Chance, diesem Fetisch zu frönen.
Männer, die sich in die Rolle des finanziellen Sklaven begeben, haben oft das Gefühl, dass ihr Findom das Geld und die Geschenke, mit denen sie ihn überhäufen, wert ist. Sie fühlen sich gerne verletzlich, wenn ihr Dom sie demütigt, erniedrigt oder erpresst. Solche Erpressungen werden normalerweise als „einvernehmliche Erpressung“ bezeichnet. Ihre Bedingungen legen die Beteiligten im Voraus fest.
Was es zu beachten gibt
Obwohl der Machtaustausch der Kern einer Findom-Beziehung ist, ist es wichtig, dass du Wert darauf legst, jeden Aspekt der Herrschaft und auch die Grenzen mit deinem Findom auszuhandeln und zu vereinbaren. Die Bedingungen sollten jederzeit neu ausgehandelt werden können und es muss die Möglichkeit bestehen, dass du und dein Dom eure Zustimmung jederzeit und aus jedem Grund widerrufen könnt. Hier sollte ein sogenanntes Safeword vereinbart werden. Dieses kann der Sklave benutzen, wenn er die Vereinbarung beenden möchte.
Wenn du als Finanzsklaven eine wohlhabende Persönlichkeit oder ein hochrangiger Beamter oder Angestellter bist, ist es für dich sehr aufregend zu wissen, dass dein Findom deinen Ruf schädigen könnte, wenn irgendjemand deine Beteiligung an einer solchen Beziehung entdeckt. Vielleicht hast du ja sogar einen festen Partner, den du ebenfalls verlieren könntest, wenn dein Interesse an finanzieller Dominanz aufgedeckt wird. Wenn du in deiner Rolle als Finanzsklave das Gefühl hast, dass dein Interesse an finanzieller Dominanz dich finanziell be- oder sogar überlastet, kann es hilfreich sein, das Gespräch mit einem Therapeuten zu suchen. Er kann dir helfen, besser zu verstehen, was du von der finanziellen Dominanz hast und dich dabei unterstützen, deine Abhängigkeit von diesem Fetisch zu verringern. So vermeidest du ernsthafte finanzielle Schäden.
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