Side kein anal für mich bitte!

Side kein Anal - Symbolbild: Ein Mann mit nacktem Oberkörper schaut ernst in die Kamera. Englisch: Side no anal - Symbolbild: A man with a naked torso looks seriously into the camera.
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Hast du schon einmal von Side gehört? Viele wissen nicht einmal, dass es die Option ‚Side kein anal‘ gibt – dabei ist sie für viele Männer genau das Richtige. Falls du den Begriff auch nicht kennst, möchten wir ihn dir unbedingt näher bringen.

Beim Sex unter Männern haben die meisten Menschen sofort Analsex im Kopf. Klischees gehen davon aus, dass alle Schwulen es auch automatisch „von hinten“ wollen. Wir alle wissen, dass Klischees und Wahrheit oft meilenweit auseinanderliegen. Natürlich mag es nicht jeder Schwule anal und unser Repertoire an sexuellen Möglichkeiten ist nicht auf diese eine Praxis beschränkt. Schauen wir uns an, was ein „Side“ ist und warum er so sehr um seine Anerkennung in der Gay-Community kämpfen muss.

Die schwule Einteilung in aktiven und passiven Analsex

Beim homosexuellen Dating ist es eine der Standardfragen. „Bist du aktiv oder passiv“? Das klingt, als gäbe es keine Alternative für schwule Männer, sondern eine Pflicht, aktiven oder passiven Analsex zu praktizieren.

  • Aktiv steht für: Du penetrierst deinen Partner aktiv.
  • Passiv steht für: Du lässt dich von deinem Sexualpartner penetrieren.

Und was, wenn du gar nichts von beidem magst? Zumindest bei einigen schwulen Männern kommt das bis heute gar nicht gut an. Es ist ein Fakt, dass Analsex bei Gays weit verbreitet ist und du es als Mann schwieriger hast, wenn du nichts davon praktizierst.

Manche Männer bezeichnen sich selbst als Switcher. Das sind jene, die nicht nur aktiv oder passiv am Start sind, sondern gern auch mal die Rollen wechseln. Ob Top, Bottom, Vers oder Side kein Anal ist genauso Teil der schwulen Realität wie alles andere.

Die Bedeutung von Side beim schwulen Sex

Der Begriff Side wurde von einem Sexualwissenschaftler der Vereinigten Staaten (Dr. Joe Kort) ins Leben gerufen. Er existiert seit 2013 und steht für Männer, die überhaupt keinen Analsex praktizieren. „Sides“ haben es in der Gaycommunity oft schwer, da die anale Penetration sehr weit verbreitet ist. So kommt es, dass sich manche Männer kaum trauen, ihre Ablehnung zum Ausdruck zu bringen und sie sogar überwinden, um bessere Chancen auf dem Datingmarkt zu haben.

Ein Fehler, denn du hast das Recht auf deine eigenen Vorlieben und deine eigenen Wünsche bei der Sexualität. Magst du keinen Analsex, bist du genauso okay wie jemand, der sich als aktiv oder passiv bezeichnet. “Side kein anal für mich bitte!” ist kein Verzicht, sondern eine bewusste Entscheidung für andere Formen der Intimität.

Warum „Sides“ Analverkehr ablehnen

Ein Liebhaber von Sex mit Analtoys oder echten Menschen wird nicht nachvollziehen können, warum jemand keine Lust darauf hat. Es macht doch schließlich Spaß, oder? Die ewige Suche nach Gründen ist nicht förderlich, denn es muss nicht immer einen Grund geben. Wenn du keine Tomaten isst, sollte doch auch niemand an dieser Ablehnung zweifeln, sondern sie einfach als gegeben hinnehmen.

Kleiner Trost für dich: Das mangelnde Verständnis für die Ablehnung bestimmter Dinge ist nicht nur auf Analsex beschränkt. Viele Menschen müssen sich rechtfertigen, wenn sie nicht rauchen, keine Drogen nehmen, keinen Alkohol trinken oder kein Fleisch essen. Überredungsversuche sind hier an der Tagesordnung.

Dabei gibt es durchaus Gründe, warum ein Side keine Lust auf Analverkehr hat, die theoretisch sogar benennbar sind. Fakt ist aber – du musst deine Gründe nicht nennen. Du magst es nicht? Dann ist genau das Grund genug, deine Haltung zu akzeptieren. Wer sich als ‚Side kein anal‘ bezeichnet, sagt damit: Ich kenne meine Grenzen, meine Vorlieben und stehe zu mir.

Wir möchten dir aber trotzdem potenzielle Gründe nicht vorenthalten, warum Analsex abgelehnt wird:

  • Schmerzen beim Sex: Manche Männer sind verspannt, spüren Schmerzen beim (passiven) Analsex und haben keine Lust auf Dehnungsspiele mit dem Plug oder immer wieder scheiternde Versuche. Sie finden ihre Erfüllung in anderen Praktiken.
  • Abscheu vor Kot: Ja, Kot ist ein natürliches Ausscheidungsprodukt und Pannen beim Analsex sind kein Grund, einen Menschen zu framen, abzulehnen oder zu beleidigen. Trotzdem ist es genauso zu akzeptieren, wenn jemand seine Abscheu nicht überwinden kann und daher lieber auf Analsex verzichtet.
  • Gesundheitliche Beschwerden: Prostataprobleme, ein zu enger Anus, Hämorrhoiden, ein Analprolaps, Fissuren – die Liste der möglichen Erkrankungen im Analbereich ist lang.

Hinzu kommt, dass Analsex gesundheitliche Folgen haben kann, insbesondere wenn er nicht mit der nötigen Vorbereitung oder Vorsicht ausgeführt wird. Gut geschützt, mit viel Gleitgel, Entspannung und eventuell Poppers passiert den meisten Männern beim Sex durch die Hintertür nichts. Potenziell kann es aber trotzdem zu Rissen, Verletzungen und Schmerzen kommen. Lehnst du aus Angst davon jegliche anale Penetration ab, ist auch das dein gutes Recht!

Fakt: Wenn du Side bist, hat niemand das Recht deine Entscheidung zu hinterfragen. Nur wenn du selbst über deine Gründe sprechen möchtest, kannst du das tun. Ansonsten ist dein Nein Grund genug, dich und deine Haltung zu akzeptieren.

Sexuelles Vergnügen auch ohne anale Penetration möglich

Vielleicht stößt du als Side irgendwann auf die Frage, wie du eigentlich „Sex“ hast oder auf deine Kosten kommst. Side kein anal – und trotzdem wild, zärtlich, verbunden. Es geht schließlich um mehr als nur eine Körperöffnung.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, ein erfülltes Sexleben ohne Penetration zu führen:

  • Oralsex: Für viele Männer ist der Blowjob der Inbegriff der Sinnlichkeit. Ob aktiv oder passiv, Blasen ist eine willkommene Abwechslung und kann für Sides ein wichtiger Bestandteil der Sexualität sein.
  • BDSM: Liebhaber von BDSM-Praktiken erlangen durch verschiedene Formen von Dominanz und Unterwerfung Befriedigung. Die Vielfalt ist in diesem Spektrum riesig.
  • Handjobs: Eine Penismassage mit Happy End, ein gezielter Handjob, Solo-Wichsen – die Hand ist ein wichtiger Bestandteil des Sexlebens schwuler Männer.

Nun werden Kritiker argumentieren, dass beim Blow- oder Handjob die Nähe zueinander verloren geht. Auch hierfür gibt es Möglichkeiten. So nutzen manche Männer Gleitgel zwischen ihren Pobacken, sodass der Partner durch Reibung dazwischen Befriedigung erlangt, ohne wirklich einzudringen. Der Kreativität ist keine Grenze gesetzt und Analsex ist in Anbetracht der Möglichkeiten nur eine von unzähligen befriedigenden Praktiken beim Sex.

Warum du dich nicht schämen musst, ein Side zu sein

Stigmatisierung und Ausgrenzung ist etwas, wogegen die LGBTQIA+Community seit Jahren kämpft und nur langsam immer mehr Erfolge erzielt. Anfeindungen kommen aber gar nicht immer von außen, sondern passieren auch innerhalb bestimmter Gruppierungen.

Outest du dich als Side, kann das bei deinem Gegenüber zu Enttäuschung, Kopfschütteln und Ablehnung führen. Kein Grund für dich, dass du dich schlecht fühlst. Du triffst mit “Side kein anal” deine eigenen Entscheidungen für deine sexuelle Lust, so wie dein Gegenüber die Wahl hatte, sich für Analverkehr zu entscheiden.

Beim Dating macht es allerdings Sinn, gleich vorab auf die Vorlieben hinzuweisen. So wie „aktiv und passiv“ bei Apps wie Grindr im Profil ein Standard ist, sollte sich auch das Wort „Side“ etablieren. Das hat den Vorteil, dass Männer ohne Lust auf Anal ganz gezielt nach potenziellen Sexualpartnern schauen können. Unser Tipp: Egal was andere sagen, bleibe dir und deinen Wünschen treu. Du bist nicht falsch, weil du keinen Analsex magst! Die schwule Community ist vielfältig – ‚Side kein anal‘ ist nur eine Facette davon, aber eine, die mehr Sichtbarkeit verdient.

 

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