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Sucht ist ein Thema, das viele Menschen betrifft – direkt oder indirekt. Vielleicht kennst du jemanden, der mit einer Abhängigkeit kämpft? Oder bemerkst du bei dir selbst ein Verhalten, das man als Suchtverhalten bezeichnen könnte. Bist du unsicher, was Sucht eigentlich ist, welche Formen es gibt und wo du in Deutschland Hilfe findest? Dann lies weiter, wir stellen dir in diesem Beitrag alle wichtigen Informationen zur Verfügung.
Was sind eigentlich eine Süchte?
Offiziell ist Sucht eine Krankheit, die durch einen zwanghaften Drang nach einer bestimmten Substanz oder einem bestimmten Verhalten gekennzeichnet ist. Dabei verlieren Betroffene oft die Kontrolle über ihren Konsum oder ihr Verhalten, selbst wenn negative Folgen offensichtlich sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Sucht als „Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge“.
Einfach erklärt heißt Sucht also, dass du als Betroffener nicht mehr ohne eine bestimmte Sache auskommen kannst, sei es Alkohol, Nikotin oder Kokain, sei es eine Tätigkeit wie Glücksspiel. Dein Drang danach ist so stark, dass du die Kontrolle verlierst und weitermachst, obwohl es dir schadet. Süchte können dich physisch und psychisch extrem belasten und dein soziales Leben massiv beeinträchtigen. Vielen fällt es schwer, sie alleine zu überwinden. Deshalb ist es wichtig, dir als Betroffener professionelle Hilfe zu holen.
Häufige Ursachen für Süchte:
Aktuelle Zahlen des DSH belegen, dass im Jahr 2023 in Deutschland etwa neun Millionen Menschen Alkohol und etwa 1,5 Millionen Menschen die illegalen Substanzen Cannabis, Kokain und (Meth-)Amphetamin in zumindest problematischem Ausmaß konsumierten. Störungen beim Opioid-Konsum lagen bei circa 166.000 Personen vor. Hinzu kamen etwa 1,3 Millionen Menschen mit einer Störung durch Glücksspiele, außerdem fielen ungefähr drei Millionen Menschen durch ein problematisches Glücksspielverhalten auf. Dies bedeutet, dass es sich noch nicht um ein Verhalten aufgrund einer bereits vorhandenen Sucht handelt, sondern dass das Verhalten sozusagen eine Stufe darunter angesiedelt ist.
Eine Suchterkrankung entsteht nicht einfach aus heiterem Himmel. Wie bei jeder anderen Erkrankung gibt es auch bei einer Sucht verschiedenste Ursachen:
- genetische Veranlagung (in Kombination mit anderen Faktoren)
- psychische Faktoren wie Stress, Traumata oder Depressionen
- soziale Einflüsse und Umweltbedingungen
- neurobiologische Prozesse, die das Belohnungssystem beeinflussen
- einfache Verfügbarkeit von Suchtmitteln und Gewohnheiten
Eine Abhängigkeit entwickelt sich oft schleichend. Was als gelegentlicher Konsum beginnt, kann sich zu einer lebensbestimmenden Gewohnheit ausweiten.
Welche Arten von Sucht gibt es?
Sucht ist eine Erkrankung mit vielen „Gesichtern“ und zeigt sich in unterschiedlichsten Formen. Grundsätzlich wird zwischen substanzgebundenen und nicht-substanzgebundenen Abhängigkeiten unterschieden.
Substanzgebundene Süchte
Bei einer substanzbezogenen Sucht handelt es sich um Abhängigkeiten von chemischen Substanzen, die das Belohnungssystem in deinem Gehirn beeinflussen:
- Alkoholabhängigkeit: Alkohol gehört zu den weit verbreiteten Suchtmitteln. Abhängigkeit kann sowohl körperlich als auch psychisch sein.
- Drogenabhängigkeit: Illegale Drogen wie Kokain, Heroin oder Amphetamine können schon nach wenigen Einnahmen zu starker Abhängigkeit führen.
- Nikotinabhängigkeit: Tabakkonsum kann nicht nur gesundheitliche Schäden verursachen, er kann auch zu einer starken körperlichen und psychischen Abhängigkeit führen.
- Medikamentenabhängigkeit: Schmerzmittel, Schlaf- oder Beruhigungsmittel können bei unsachgemäßer Anwendung süchtig machen.
Nicht substanzgebundene Süchte
Hier geht es nicht um irgendwelche Stoffe, sondern um Verhaltensweisen, die du zwanghaft wiederholst und die zu negativen Konsequenzen führen können:
- Spielsucht: Glücksspiel kann finanzielle und soziale, partnerschaftliche beziehungsweise familiäre Probleme nach sich ziehen.
- Internetsucht: Zwanghafte Nutzung von sozialen Medien, Online-Spielen oder Streaming-Diensten kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen (Stichwort Pornosucht).
- Essstörungen: Dazu zählen etwa Magersucht (Anorexie), Bulimie oder Binge-Eating (Fressattacken), die psychische und körperliche Folgen haben können.
- Kaufsucht: Übermäßiges Einkaufen führt meistens zu finanziellen Belastungen und hat in der Regel tiefere psychische Ursachen.
- Arbeitssucht: Wenn Arbeit zum einzigen Lebensmittelpunkt wird, kann dies zu Erschöpfung und sozialen Problemen führen.
Symptome und Folgen von Süchten
Ob du von einer Sucht betroffen bist, kannst du anhand verschiedener Symptome feststellen, die sich je nach Art der Abhängigkeit unterscheiden können. Als klassische Anzeichen gelten:
- Unbesiegbares Verlangen, die Substanz zu beschaffen und zu konsumieren (substanzbezogene Sucht)
- Nicht kontrollierbarer Zwang zu bestimmten Verhaltensweisen (nicht substanzbezogene Sucht)
- Vernachlässigung von sozialen und beruflichen Verpflichtungen
- Entzugserscheinungen (physisch und/oder psychisch) bei Nichtkonsum
- Stetige Steigerung der Dosis oder Intensität (Toleranzerhöhung)
- Fortgesetzter Konsum trotz negativer Konsequenzen
Die Folgen einer Abhängigkeit können im schlimmsten Fall gravierend sein. Neben rein körperlichen Schäden (z. B. Leberschäden durch exzessiven Alkoholkonsum, Lungenprobleme aufgrund übermäßigen Rauchens) zeigen sich oft auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Des Weiteren könnten auf sozialer Ebene Folgen sichtbar werden. So kann eine Abhängigkeit zu Isolation, Arbeitsplatzverlust und/oder finanziellen Problemen führen. Zudem können durch eine Sucht Beziehungen schwer belastet werden und nicht selten trennen sich die Ehe- oder Beziehungspartner von Suchtkranken.
Warum der Ausstieg sinnvoll ist
Bist du in eine wie auch immer geartete Sucht geraten, braucht es viel Energie, dich langfristig wieder von ihr zu befreien. In dieser Situation ist es gut, wenn du dir selbst Mut machst. Das gelingt am besten, wenn du dir die Vorteile, die ein Leben ohne Abhängigkeit hat, vor Augen führst. Es gibt viele gute Gründe, warum es sich lohnt gegen innere Widerstände anzukämpfen und die Sucht zu besiegen. Es mag abgedroschen klingen, aber du kannst ohne Sucht ein ganz neuer Mensch sein.
Die Abhängigkeit zu überwinden, bedeutet vor allem, dir deine Freiheit zurückzuholen. Denn dann bestimmen nicht mehr die Suchtmittel dein Leben, sondern du selbst wirst wieder in der Lage sein, wichtige und alltägliche Entscheidungen zu treffen, und zwar ohne “Rausch”. Mit klarem Verstand schaffst du es sehr viel besser, deine Probleme anzupacken. Alkohol, Medikamente, Drogen und Glücksspiel mögen dir zwar den Blick auf mögliche Probleme für kurze Zeit vernebeln, aber sie bleiben vorhanden. Ein weiterer Grund, dich deiner Abhängigkeit zu stellen und sie zu besiegen ist die Tatsache, dass du deine Würde zurückgewinnen kannst. Ohne gibt es vermutlich deutlich seltener ein peinliches Erwachen nach einem Rausch.
Ohne hast du die Kraft, endlich dein Leben zu ändern und dich auf die Suche danach zu machen, was dich glücklich macht, ohne dir zu schaden! Dauerhaftes Glück hat nur Bestand mit klarem Kopf. Jedes durch Sucht erzeugte Glücksgefühl ist nur vorgegaukelt und verschwindet, sobald der Rausch nachlässt. Vor allem haben das ewige Versteckspielen und die Schuldgefühle ein Ende. Für deine Familie, Freunde und Arbeitskollegen öffnet das eine Tür, besser mit dir umzugehen und dich zu unterstützen. Wenn du den Kampf gegen die Sucht aufnimmst, kannst du ganz offen dazu stehen, dass du ein Problem hast und Hilfe benötigst. So machst du den ersten Schritt auf dem langen Weg zu deiner Heilung.
Befreist du dich von deiner (meistens auch körperlichen) Abhängigkeit, holst du dir deinen Körper zurück und lernst ihn noch einmal ganz neu kennen. Sobald du das Suchtmittel absetzt beziehungsweise dich von Spiel-, Arbeits- oder Internetsucht befreist, wirst du die Veränderungen spüren, physisch und psychisch. Du kannst dich in deiner Haut auf Dauer wieder wohlfühlen, nicht mehr nur für die paar Minuten oder Stunden im Rauschzustand. Auch für deine Partnerschaft kann eine Befreiung von der Abhängigkeit der rettende Schritt sein. Denke daran, dass kein Mensch, auch nicht bei noch so großer Liebe, ewig akzeptieren kann, dass für sein Gegenüber die Sucht wichtiger ist als die Beziehung.
Hilfe für Süchtige: Anlaufstellen in Deutschland
Wenn du oder jemand aus deinem Umfeld von einer Suchtproblematik betroffen bist, gibt es zahlreiche Hilfsangebote. Wichtig ist, den ersten Schritt zu machen und um Unterstützung zu bitten.
Beratungsstellen
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS): Die DHS bietet dir Informationen und Kontakte zu Hilfsangeboten.
- Sucht- und Drogenhotline: Unter 01806 313031 kannst du dich anonym und von Montag bis Sonntag von 08.00 bis 24.00 Uhr telefonisch beraten lassen.
- Caritas Suchthilfe (CaSu): Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
- Diakonie Suchthilfe: Auf der Website findest du Beratungsstellen in ganz Deutschland.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen sind für viele, die eine Suchtproblematik haben, eine niedrigschwellige Möglichkeit, ihr Problem anzugehen. Die Gruppen können dir helfen, mit deiner Sucht umzugehen und dich mit anderen Betroffenen auszutauschen:
- Anonyme Alkoholiker (AA): Hier gibt es Unterstützung für Menschen mit Alkoholproblemen.
- Narcotics Anonymous (NA): Umfassende Hilfe für Menschen mit einer Drogenabhängigkeit.
- Guttempler in Deutschland: Unterstützung für suchtkranke Menschen und deren Angehörige.
Therapieangebote
Falls deine Sucht bereits stark ausgeprägt ist, kann eine professionelle Therapie notwendig sein. Diese kannst du als ambulante Therapie in Form regelmäßiger Gespräche mit Therapeuten oder Suchtberatern machen. Es ist aber auch möglich, eine stationäre Therapie zu absolvieren. Sie besteht aus einem Aufenthalt in einer Suchtklinik, der nicht selten mehrere Wochen oder Monate dauern kann. Geeignet sind Entzugskliniken, die medizinisch betreute Entzugsprogramme für körperliche Abhängigkeiten anbieten. Kliniken und freie Therapieplätze müssen in der Regel über die Krankenkasse oder Hausärzte vermittelt werden. Aber auch die Rentenversicherung bietet oft Unterstützung bei Reha-Maßnahmen an. Bei der Vergabe kann es häufig zu längeren Wartezeiten kommen, weil es nur eine begrenzte Anzahl von Therapieplätzen gibt.
Fazit: Deine Sucht ist behandelbar
Eine Sucht ist eine ernsthafte Erkrankung, aber sie ist, unabhängig von der Art, gut behandelbar. Dein Eingeständnis, dass du ein Problem hast und Unterstützung brauchst, ist immer der erste Schritt zu einem möglichen Behandlungserfolg. In Deutschland findest du zahlreiche Institutionen und Anlaufstellen, die dich auf deinem Weg in ein suchtfreies Leben unterstützen können. Bei allen Hürden, die der Weg zu einem Leben ohne Sucht bereithält, darfst du nie vergessen, dass du nicht allein bist. Es gibt Experten, die bereitstehen, um dir zu helfen.
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