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Bei jungen Menschen zwischen 10 und 24 Jahren ist Suizid die zweithäufigste Todesursache. Betroffen sind vor allem Jugendliche mit queerem Hintergrund. Statistiken sagen, dass die Rate an Selbstmordversuchen viermal höher ist als bei jungen Menschen, die nicht zur LGBTQIA+-Community gehören. Die Gefahr steigt deutlich an, wenn Jugendliche von ihren Familien abgelehnt werden oder Opfer von körperlicher und verbaler Belästigung werden. Wir verraten dir, wie du Warnzeichen für Suizid bei queeren Menschen erkennst und was du tun kannst.
So erkennst du die Anzeichen: Suizidprävention bei LGBTQ+
Die psychische Gesundheit von queeren Menschen ist nicht immer so stabil, wie sie sein sollte. Identitätskrisen, Ängste, Unsicherheiten und Ablehnung von außen machen ein glückliches und zufriedenes Leben schwer. Das heißt nun nicht, dass jede queere Person automatisch selbstmordgefährdet ist. Allerdings ist die Rate an Gefährdung deutlich höher.
So erkennst du die Warnsymptome für Suizidgefahr:
- Eine Person spricht immer wieder über den Wunsch zu sterben oder äußert sich zu Selbstmord.
- Betroffene ziehen sich zurück oder legen ein auffallend rücksichtsloses und selbstgefährdendes Verhalten an den Tag.
- In Gesprächen äußert die betroffene Person immer wieder Anzeichen von Hoffnungslosigkeit oder spricht davon, dass eh „bald alles egal“ ist.
- Stimmungsschwankungen und Aggressivität können Anzeichen für Selbstmordgedanken sein.
- Die betroffene Person verschenkt ihre Besitztümer oder verabschiedet sich bei persönlichen Treffen besonders auffällig.
- Gefährdete Menschen suchen im Internet nach Möglichkeiten sich das Leben zu nehmen oder fragen im Gespräch auffällig oft nach Waffen, Todesmöglichkeiten.
- Das Interesse an Dingen, die zuvor Spaß gemacht haben, schwindet zunehmend. Oft schlafen gefährdete Personen wenig oder fast nur noch.
- Neu aufgetretener Drogen- und Alkoholkonsum beeinträchtigt das Leben von Betroffenen.
Manchmal ist es schon hilfreich, wenn du genau hinhörst. Ist die psychische Gesundheit von queeren Menschen gefährdet, könntest du unter anderem folgende Sätze hören:
- „Ich falle eh jedem zur Last, wozu soll ich weiterleben.“
- „Am liebsten würde ich nicht mehr aufwachen.“
- „Das ist mir bald eh alles egal.“
- „Du wirst mir fehlen.“
- „Es ändert sich eh nicht, es ist alles hoffnungslos.“
Aussagen wie diese oder mit einem ähnlichen Kontext sollten auch dich aufhorchen lassen. Suizidprävention bei LGBTQ+ bedeutet auch, dass wir untereinander aufeinander hören und nicht wegschauen, wenn ein Mensch ernsthafte Probleme mit sich und seinem Leben hat.
Risikofaktoren für Suizid bei Schwulen – warum ist die Gefahr größer?
Es gilt als wissenschaftlich belegt, dass LGBTQ+-Jugendliche häufiger Suizidgedanken haben oder suizidales Verhalten zeigen als die restliche Bevölkerung. Wie in Untersuchungen nachgewiesen wurde, ist die sexuelle Orientierung dafür nicht direkt verantwortlich. Stattdessen sind externe Faktoren ein wichtiger Grund, warum es zu Selbstmordgedanken und letztlich auch zu Selbstmordversuchen kommt. Dazu gehören:
- Stigmatisierung und Diskriminierung durch die Familie, Freunde und Gesellschaft.
- Gewalt, die LGBTQ+-Jugendlichen zugefügt wurde.
- Persönliche Erwartung von Zurückweisung beim Outing
- Versuche die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität zu verbergen.
- Scham und negative Gefühle gegenüber Homosexualität und Transsexualität.
Die Ressourcen für queere Selbsthilfe sind nach wie vor zu gering. Oft erfolgt Ablehnung nicht nur im familiären Kontext oder in der Schule. Auch in Arztpraxen oder im sozialen Kontext gibt es für viele queere Jugendliche weiterhin Probleme. Dabei gilt leider oft, dass je kleiner die Stadt, desto schwieriger die Suche nach Hilfe. Großstädte wie Berlin haben Ressourcen, um queeren Jugendlichen und Erwachsenen Hilfe zu leisten. Auf dem Dorf ist es für viele junge Menschen unmöglich, Ansprechpartner zu finden.
Unterstützung für LGBTQ+ in Krisen – wo Schwule Hilfe finden
Die digitale Vernetzung hat es einfacher gemacht, in Krisensituationen nach Hilfe zu suchen. Aber auch vor Ort gibt es immer mehr Beratungsstellen und Einrichtungen, die Menschen mit Problemen weiterhelfen können. So bietet das Bundesland NRW insgesamt sieben Einrichtungen und Beratungsstellen für LGBTQ+-Personen, die aktiv nach Hilfe suchen. Auch andere Bundesländer und insbesondere Großstädte wie Frankfurt am Main, Berlin, München, Hamburg und Co. haben Einrichtungen etabliert, wo junge und erwachsene Menschen aus der LGBTQ+-Szene Hilfe finden können.
Was du bei Warnzeichen für Suizid tun kannst
Schau nicht weg, wenn du einem Menschen mit ernsthaften Problemen begegnest. Höre zu, sprich mit der Person wenn du glaubst, sie könnte selbstmordgefährdet sein. Versuche dabei nicht zu urteilen, sondern biete einfach deine Anwesenheit und dein Ohr an. Es kann hilfreich sein, sich einmal nicht alleine zu fühlen und eine Person zu finden, die wirklich zuhört.
Glaubst du ernsthaft, dass eine akute Gefahr für Leib und Leben besteht, suche dir Hilfe bei einem Arzt oder einem Psychiater. Das kann die Notaufnahme sein oder auch der Rettungsdienst, den du in Deutschland bundesweit unter 112 erreichen kannst.
Konfrontiert dich eine andere Person mit Selbstmordgedanken, ist das ein Schock. Dir gehen zahlreiche Fragen durch den Kopf und es ist völlig legitim, dass du vielleicht sogar an den Absichten zweifelst. Du fühlst dich wie ein Verräter, wenn du Hilfe von außen ins Boot holst und hast Angst, die andere Person zu verlieren.
Lass dir gesagt sein: Besser verlierst du diese Freundschaft als dein Gegenüber sein Leben. Du selbst kannst und wirst nicht in der Lage sein, ernsthafte Suizidgedanken bei einer anderen Person zu ändern. Lass dein Gegenüber nicht alleine, hör zu, aber glaube nicht, dass du etwas verändern wirst.
Depressionen und andere psychische Erkrankungen verändern das rationale Denken. Sieht sich dein Gegenüber einer ausweglosen Situation ausgeliefert, wirst du nichts dagegen unternehmen können, zumindest nicht akut. Deine Aufgabe ist es, nicht wegzuschauen und aktiv zu helfen.
Nutze diese Ressourcen im Ernstfall:
- Hole dir Hilfe beim ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116117 (aus ganz Deutschland).
- Wähle die 112 und setze einen Notruf ab (bei direkter Ankündigung des Suizids, bei ernsthafter Gefahr oder bei einem bereits erfolgten Suizidversuch).
- Sprich die telefonische, persönliche oder digitale Beratung der Arche an, die du hier findest.
- Kontaktiere die Telefonseelsorge oder gib die Nummer an die betroffene Person weiter. Sie ist bundesweit 24/7 unter den Nummern 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222 erreichbar. Für Jugendliche gibt es mit der 0800 – 1110333 eine weitere Rufnummer.
Bist du selbst betroffenen und hast ernsthafte Suizidgedanken oder leidest unter psychischen Beschwerden? Zieh dich nicht zurück und isoliere dich, du bist nicht allein. Suche deinen Arzt auf, gehe in die Notaufnahme oder kontaktiere die Telefonseelsorge rund um die Uhr.
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