Was ist Vanilla-Sex und sollte man ihn wirklich haben?

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Bei Vanilla denkt man vermutlich als Erstes an Eis. Und genau daran ist auch das Wortspiel angeblich angelehnt, denn Vanille-Eis ist eben der Standard, ein leckerer Klassiker, dessen Beliebtheit weit verbreitet ist. Was beim Eisverkäufer ohne Schwierigkeiten akzeptiert wird, kann im Bett zu Diskrepanzen führen. „Vanilla-Lover“ werden gern als langweilig bezeichnet oder gar prüde.

Vanilla-Sex unter Gays: Langweilig oder völlig normal?

Denn “Vanilla Sex” ist ein Begriff, der sich auf konventionelle oder traditionelle Sexualpraktiken bezieht, die kein BDSM oder andere alternative Sexualpraktiken beinhalten. Dabei handelt es sich in der Regel um einvernehmliche sexuelle Aktivitäten, die als Mainstream angesehen werden und nicht als besonders pervers, kinky oder abenteuerlich gelten. Dabei gibt es absolut keinen Grund für Scham, wenn Du es lieber so magst. Tatsächlich stammt die Bezeichnung Vanilla aus der BDSM-Szene, die auch bei Gays sehr weit verbreitet ist.

BDSM ist ein Akronym, das für Bondage (Fesselung) und Disciplin (Disziplin), Dominance (Dominanz) und Submission (Unterwerfung) sowie Sadismus und Masochismus steht. Es bezieht sich auf eine Vielzahl von alternativen Sexualpraktiken, die Machtaustausch, Rollenspiel, Schmerz und/oder Fesselung beinhalten. BDSM-Aktivitäten können von leicht bis intensiv reichen und erfordern in der Regel ein hohes Maß an Kommunikation und Verhandlungen zwischen den Partnern, um Sicherheit und Zustimmung zu gewährleisten.

In der BDSM-Szene wird der Begriff Vanilla demnach gern abwertend verwendet, sollte er aber nicht. Schauen wir doch mal, was dahinter verborgen ist und wie cool es eigentlich ist, ein Vanilla-Boy zu sein!

Ist es okay, einfach nur „Vanilla“ zu sein?

Im BDSM-Bereich gibt es für fast alles irgendwie eine Deklaration. Wer es liebt, sich zu unterwerfen, wird automatisch zum Serf (Servant, Leibeigene:r, ehemals Sklave) oder zum devoten Lustschwein. Wer dominiert und das Gegenüber erniedrigt, ist wahlweise Sadist, Dominus oder Herr. Und jene, die es im Bett lieber konventionell mögen, werden von der BDSM-Szene gern als Vanillas bezeichnet. Auch von „Blümchensex“ ist die Rede, wobei dieser Begriff eher allgemein entstanden ist.

Vom Vanilla-Sex haben die meisten von Euch schon mal etwas gehört, aber was steckt für Euch dahinter? Selbst in der Szene ist man sich nicht einig, ab wann man eigentlich kinky und ab wann Vanilla ist. Für die einen reicht ein Gay-Dreier aus, um die Akteure in die Fetischschublade zu stecken. Für den anderen ist selbst Swingersex im Club noch ziemlich Vanilla, wenn dabei nicht gerade die Peitsche rausgeholt wird.

Vanillas haben nicht nur Sex im Dunkeln und mit hochgezogener Decke. Auch Fesselspielchen, Cosplay und Rollenspiele haben beim Vanillasex ihren Platz. Der Übergang zum Kinky-Spiel ist ziemlich fließend. So sind auch Bezeichnungen wie Vanilla-Kinks (harmlose und leicht zu erlernende BDSM-Vorlieben) oder Spicy-Vanilla entstanden.

Vanilla Gay-Sex muss nicht eintönig sein

„Wenn nicht einer den dominanten Part übernimmt, ist es Vanilla-Sex“. Aus der BDSM-Szene sind solche Aussagen nicht selten zu hören. Dabei hat das Machtgefälle beim Sex nur wenig mit der Einordnung zu tun. Auch bei Vanilla-Gays sind die Rollen nicht immer gleich verteilt. Im Gegenteil, Roleplay findet im klassischen Bett statt, ohne dass es irgendwas mit BDSM zu tun hätte. Da wird dann der Vanilla-Lover auch mal zum unterwürfigen Puppy gemacht oder der sonst so schüchterne Liebhaber übernimmt die Rolle des verführerischen Lehrers.

Abwertung durch Deklaration – warum Vanilla als Beleidigung nicht zulässig ist

Eine abfällige Handbewegung, dazu womöglich noch ein Kommentar. „Ach, das sind ja nur Vanillas!“ Solche Sprüche sind nicht nur unklug, sondern einfach unpassend. Sex ist ein enorm breites Spektrum und ist immer dann richtig, wenn alle Beteiligten daran Spaß haben. Ob Ihr gern schmusend das Bett teilt und Euch beim Sex einander hingebt oder ob Ihr die Peitsche und den Fisting-Dildo rausholt, bleibt allein Eure Sache. Es hat seine Gründe, warum selbst in der Kinky-Szene längst nicht jeder von Vanilla-Sex spricht. Der Begriff wird häufig als Abwertung genutzt, was in einer sonst so toleranten Szene nicht gut ankommt.

BDSM-ler haben verständlicherweise den Wunsch, sich von der „Masse“ abzugrenzen. Nicht umsonst ging ein Aufschrei durch die Szene, als die Wischi-Waschi-Komödie „50 Shades of Grey“ plötzlich das Leben von BDSM-Paaren darstellen sollte.

Tatsächlich sahen die Zuschauer einen verwöhnten und bockigen Multimillionär, der seine Charakterschwäche im Bett austobte. Gepaart mit einer klischeehaft naiven Studentin, die hinter der Tür des Spielzimmers eine Konsole vermutete. Nichts davon spiegelt auch nur ansatzweise den Bereich BDSM wider.

Ebenso wenig lässt sich aber mit „Blümchensex“ das gesamte Spektrum dessen bezeichnen, was Menschen außerhalb der BDSM-Szene im Bett erleben. Jeder wünscht sich Akzeptanz und daher ist es kein fairer Zug, Vanilla-Sex abwertend oder diskriminierend zu nutzen.

BDSM und Vanilla – warum beides seine Daseinsberechtigung hat

Zugegeben, viele Menschen können mit den Vorlieben aus der BDSM-Welt nichts anfangen. Wer die Toys, Tools und Werkzeuge sieht, bekommt es schon einmal mit der Angst zu tun. Lange haftete BDSM-lern das Stigma der „Perversion“ an, noch heute wird hinter vorgehaltener Hand getuschelt.

Aber ist das fair? Nein! Einzige Voraussetzung bei allen Arten von Sex ist doch nur, dass alle Parteien mit Konsens daran Spaß haben. Wenn der Lustserf darin aufgeht, den Boden mit der Zahnbürste zu schrubben und anschließend einen Blowjob zu verteilen, dann ist das völlig okay.

Wenn sündiges Klinikplay für ein Paar die Erfüllung aller Gelüste ist, oder intensiver Hardcore-Sex, hat niemand dazu ein Wort zu verlieren. Doch wenn die eine Seite Akzeptanz fordert, muss sie auch für die andere Seite gegeben sein. Harmlosen Vanilla-Sex zu bevorzugen und zu genießen ist nämlich ebenso okay wie die Nutzung von Flogger und Folterwerkzeugen.

Mehr Toleranz steht uns gut zu Gesicht

Unter manchen Gays besteht der Hang dennoch schnell zu verurteilen oder sich über andere lustig zu machen. Dabei sollten doch gerade wir verstehen, wie wichtig Akzeptanz und Toleranz gegenüber anderen Personen ist. Mag sein, dass Vanilla-Lover nicht unbedingt der perfekte Partner für den harten Dom sind. Im Alltag kann und muss man einander aber trotzdem auf Augenhöhe begegnen. Denn entgegen den vielen Vorurteilen sind Vanillas nicht unbedingt langweilig. Sie ficken vielleicht einfach anders.

 

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