Safer-Sex-Irrtümer: Mythen und Fakten zur sexuellen Gesundheit

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Wenn es um sicheren Sex geht, geistern immer wieder mehr oder weniger wirre Meinungen durch die Köpfe der Menschen. Aber man sollte nicht alles glauben, was einem andere erzählen, denn vieles ist Halbwissen oder einfach nur pure Panikmache. Dieser Beitrag zeigt, welche Safer-Sex-Irrtümer du nicht glauben solltest.

Kondome schützen vor allen STIs (sexuell übertragbare Krankheiten)

Ein wichtiges Thema zuerst. Es stimmt natürlich, dass die Verwendung von Kondomen beim Sex eine Schwangerschaft verhindert, allerdings nur, wenn man die kleinen elastischen Helferlein auch korrekt einsetzt. Grundsätzlich sind Kondome beim Sex immer klug, aber dir sollte eben auch bewusst sein, dass ein Kondom nicht in der Lage ist, dich zu 100 Prozent vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen.

Eine Ursache dafür ist, dass sich die Erreger vieler sexuell übertragbarer Krankheiten, z. B. Herpes, Tripper, Genitalwarzen oder Syphilis, an Körperstellen ansiedeln, wo das Tragen eines Kondoms gar nicht möglich ist. Um dich mit diesen Krankheiten zu infizieren, reicht der bloße Hautkontakt mit einer infizierten Person.

Zwar lässt sich durch Kondome eine Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu 95 Prozent verhindern, was aber im Umkehrschluss heißt, dass immer ein Restrisiko von fünf Prozent bleibt. Darüber hinaus lassen sich sexuell übertragbare Krankheiten natürlich auch beim Oral- oder Analsex übertragen.

Ein Kondom kann man ruhig zweimal verwenden

Die Idee, ein Kondom nach dem Gebrauch zu waschen, zu trocknen und dann beim nächsten Sex nochmals zu verwenden, ist eine schlechte Idee. Kondome wurden als Einweg-Produkte entwickelt, was bedeutet, dass sie nur ein einziges Mal schützen und ihr Material dabei durch die Reibung bereits in erheblichem Maße in Mitleidenschaft gezogen wird. Wenn du wirklich auf Nummer sicher gehen willst, solltest du benutzte Kondome unbedingt entsorgen und dir beim nächsten sexuellen Abenteuer ein frisches Kondom gönnen, das ist der effektivste Schutz für alle Beteiligten.

Herausziehen des Penis vor der Ejakulation schützt vor Infektion mit STIs

Wäre dein Penis bis zum Moment der Ejakulation beim Orgasmus absolut dicht, träfe es zu, dass du als HIV-Infizierter deinen Partner durch rechtzeitiges Herausziehen bei ungeschütztem Analsex schützen kannst. Allerdings scheidet dein Penis schon vor dem eigentlichen Höhepunkt Samenflüssigkeit aus (den sogenannten Vorsaft). Diese kann ebenfalls HI-Viren enthalten, die zu einer Infizierung führen können.

Das HIV-Risiko für den aktiven Partner beim Analverkehr ist gering

Das ist eindeutig falsch, auch der aktive Partner kann sich mit HIV infizieren. Grund hierfür ist die Tatsache, dass die Darmschleimhaut von HIV-Infizierten eine große Zahl von HI-Viren trägt, die beim ungeschützten Analverkehr auf den Penis des aktiven Partners gelangen. Entgegen anderslautenden Meinungen können deshalb selbst kürzeste Penetrationen zu einer HIV-Infektion führen. Zwar ist das Risiko bei einem Quickie geringer, bleibt aber grundsätzlich bestehen.

HIV lässt sich durch alle Körperflüssigkeiten übertragen

Auch dies ist ein noch immer weit verbreiteter Safer-Sex-Irrtümer. Es gibt genau vier Arten von Körperflüssigkeiten, die in der Lage sind, das HI-Virus zu übertragen, nämlich Sperma, Vaginalsekret, Blut und Muttermilch. Andere körpereigene Flüssigkeiten wie Speichel, Urin oder Tränen können hingegen nicht für eine Infektion sorgen. Du darfst also deinen Sexualpartner mit Leidenschaft und Zunge küssen, seine Golden Shower auf und sogar in dir genießen oder ihm die Freudentränen wegwischen, ohne Angst vor einer HIV-Infektion zu haben.

Man kann jemandem HIV oder sonstige sexuell übertragbare Krankheiten ansehen

Immer wieder behaupten Leute, dass sie es anderen Menschen ansehen könnten, wenn diese HIV-infiziert sind oder an einer anderen, sexuell übertragbaren Krankheit leiden. Es entspricht zwar der Wahrheit, dass man sichtbare Symptome haben kann, die sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten in Verbindung bringen lassen, aber dies ist selten. In der Regel kann nur ein Test wirklich Gewissheit bringen. Um es ganz klar zu sagen, man sieht niemandem an, dass er HIV hat.

HIV betrifft nur schwule Männer

Diese Safer-Sex-Irrtümer von der „Schwulenseuche“ geistert trotz umfangreicher Aufklärungsarbeit leider noch immer in einigen Köpfen umher. Es ist selbstverständlich nicht wahr, dass sich ausschließlich schwule Männer mit HIV anstecken können. Prinzipiell gilt, dass Jede und Jeder, die/der sexuell aktiv ist, sich unabhängig von der eigenen sexuellen Orientierung mit HIV oder einer sexuell übertragbaren Infektion infizieren kann.

Dazu trägt unter anderem die Neugier vieler heterosexueller Männer bei, die gerne mal ein homoerotisches Erlebnis haben möchten und sich dabei unwissentlich mit STIs oder sogar HIV infizieren. So gelangt das Virus in die heterosexuelle Welt. Zudem wurde HIV vor allem in seiner Anfangszeit auch durch Bluttransfusionen übertragen, ein Weg, der dem Virus heute dank modernster Testtechniken versperrt ist.

Spülungen helfen, STI-Infektionen zu vermeiden

Viele Männer sind der Auffassung, dass Spülungen mithilfe einer Analdusche nach dem Sex helfen, eine Infektion mit STIs zu verhindern. Allerdings ist genau das Gegenteil der Fall, denn bei der Spülung verteilst du, beispielsweise nach dem Analverkehr, das Sperma nur noch weiter in deinem Darmtrakt und unterstützt damit unter Umständen die Infektion sogar. Für Frauen wie Männer gleichermaßen gilt, dass Darm und Vagina selbstreinigende Organe sind, die man nach dem Sex am besten in Ruhe lässt.

Letztlich gibt es keine effektive Reinigung dieser Bereiche, mit der sich eine Übertragung von HIV oder anderen STIs im Nachhinein verhindern lässt. Nach ausgiebigem Analsex solltest du vor allem die außenliegenden Genitalien von Gleitgel, Sperma und eventuell Fäkalien befreien.

Es gibt kein Risiko, sich bei einem jungen Sexpartner mit HIV zu infizieren

Wer dieser Meinung ist, erliegt einem Irrtum. Warum sollten junge Männer, z. B. mit einem guten Freund oder mit Schulkollegen, nicht bereits ungeschützten Sex gehabt haben. Niemand kann garantieren, dass es dabei nicht schon zu einer HIV-Infektion gekommen ist. Du solltest dich immer fragen, warum (D)ein junger Sexpartner nicht schon vor dem Date mit dir Analsex ohne Schutz gehabt haben sollte.

Bei einem Sexpartner vom Land kann man sich nicht mit HIV infizieren

Es ist schon erstaunlich, auf welche Irrtümer manche Leute hereinfallen. Wenn jemand in einer ländlichen Gegend wohnt, heißt das noch lange nicht, dass er nicht bei Ausflügen in die Stadt ungeschützten Analsex hatte, z. B. in einer Herrensauna. Vielleicht hat er sich auch einen Callboy ins Haus bestellt oder hat sich mit dem flotten Bauernburschen aus der Nachbarschaft ungeschützt anal vergnügt. Auf dem Land zu wohnen, heißt also noch lange nicht, hinterm Mond zu leben. Warum sollte es HIV nicht auf einem Dorf oder in einer Kleinstadt geben?

Ein HIV-Positiver sagt seinem Sexpartner immer, dass er infiziert ist

Kaum eine Aussage ist weiter von der Realität entfernt als diese. HIV ist leider immer noch mit großen Vorurteilen verbunden, was dazu führt, dass Betroffene sich nicht unbedingt sofort outen. In manchen Fällen denkt der HIV-Positive vielleicht auch, dass sein Sexpartner nur auf das Kondom verzichtet, weil er eh schon HIV hat. Du solltest also nie davon ausgehen, dass dir ein Infizierter vor dem Sex sagt, dass er HIV-positiv ist. Der beste Schutz besteht darin, dass du das Thema offen ansprichst und ihr gemeinsame Wege findet, trotzdem anregenden Sex zu genießen.

Safer-Sex-Irrtümer: Nur ungeschützter Sex mit HIV-Negativen schützt vor HIV

Das ist grundsätzlich richtig. Allerdings weißt du etwa bei einem One-Night-Stand mit einem Fremden nie genau, ob der Sexpartner tatsächlich HIV-negativ ist. Vielleicht hatte er unwissentlich einen Risikokontakt und weiß gar nicht, dass er sich dabei mit HIV infiziert hat. Außerdem gibt es hin und wieder Männer, die ganz bewusst nichts von ihrer HIV-Infektion erzählen oder sogar anbieten, Sexpartner zu „pozzen“, also sie mit Absicht zu infizieren.

 

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